Greenwashing- und nun?
“ Die nächsten zwei bis drei Jahre werden schrecklich für alle echt nachhaltigen Betriebe“, meinte Franziska (Beraterin für nachhaltige Betriebe) zu mir. Das war mir von unserer Unterhaltung vor zwei Jahren noch immer im Ohr.
Recht hatte sie behalten.
Kommt euch das auch so vor: Heutzutage ist „jeder“ nachhaltig. Jeder hat ein klimafreundliches Produkt oder tut so viel für die Umwelt. Bei näherem hingucken sieht das öfters leider etwas anders aus. Privat ist das ja schon so ne Sache, aber geschäftlich?
Wie kann es sein, dass man als Betreiber einer Firma nachhaltig agiert, aber es dann bei Firmenfeiern oder Geschäftsreisen so gar keine Rolle mehr spielt? Gilt es nicht auch Werte zu leben? Wo fängt Greenwashing an?
Es kommt, wie es kommen musste: Eine Regel muss her, damit Greenwashing eingedämmt wird.
Schnell hatten ja findige Marketingleute heraus, dass da gerade ein Megatrend ist, der sich gut nutzen lässt.
Zum Leidwesen eben derer, die sich schon lange für die Umwelt einsetzen und derer, die als Konsument allmählich überhaupt keinen Durchblick mehr haben in dem ganzen nachhaltigen Dschungel da draußen.
Also wurde zum Schutz der Verbraucher eine EU Klage angestrebt, die das nun regeln soll.
Nur wer wissenschaftlich belegen kann, dass sein Produkt klimafreundlich ist, soll den Begriff auch nutzen dürfen. Und noch viele andere.
Dazu wurde am 23. März 2023 von der EU-Kommission ein Richtlinienvorschlag veröffentlicht.
Alle Unternehmen sollen in die Pflicht genommen werden. Kreative Beschreibungen nicht mehr möglich sein. Wer für die Umwelt Gutes tut, muss das wissenschaftlich belegen können. Diese Richtlinie muss erst noch die EU-Gesetzgebungsverfahren durchlaufen, bevor sie in nationales Recht umgewandelt wird. Die EU-Mitgliedsstaaten haben dann 18 Monate Zeit, sie in dass jeweilige Landesrecht zu integrieren und dann noch mal 6 Monate bevor sie wirksam werden.
Mit anderen Worten in den nächsten 24 Monaten wird sich viel tun….
Auf Zeit.de findet man dazu eine Serie und ein Interview mit Steffi Lemke
https://www.zeit.de/green/2023-05/steffi-lemke-greenwashing-co2-verbraucher-nachhaltigkeit
Ich bin gespannt, ob man das als Verbraucher merkt. Oder werden jetzt noch schnell alle Register gezogen, um alles als nachhaltig und umweltfreundlich zu verkaufen, was geht?
Kleinstbetriebe mit weniger als 10 Mitarbeitern sollen übrigens ausgenommen sein von der Richtlinie.
Was bedeutet das denn nun?
Mich würde das also nicht treffen? Keine Überprüfung? Keine Richtlinie, die gilt?
Einerseits ja gut. Noch ein Zertifikat mit all den Nachweisen und Kosten kann ich mir sowieso nicht leisten.
Andererseits frage ich mich, ob der Kunde da dann noch durchblickt.
In Anbetracht dieser verwirrenden Situation hilft aus meiner Sicht nur Transparenz.
Deswegen habe ich so viel auf unserer Homepage erklärt. Entgegen der schlauen Fachleute, die meinten, es darf nur wenig Text auf der Internetseite sein, weil Menschen nicht so viel lesen. Ich behaupte, dass man nachhaltige Produkte erklären muss. Die einen wollen es ein bisschen wissen, die anderen ganz genau, was mein Produkt ist.
Alle Probanden haben laut einer Untersuchung übrigens die Aufmerksamkeit eines Guppys von wenigen Sekunden.
Na herzlichen Glückwunsch.
Ich möchte das nicht glauben und mute meinen Lesern Text und Informationen zu. Deshalb schreibe ich auch diesen Blog. Nur so kann ich erklären, was wir machen. Wem das zu viel ist, der überliest es einfach.
Wie gut, dass ich da meine Mindmap habe.
Irgendwann hatte es mich so sehr genervt, dass unser Betrieb immer nur auf Elektromobilität und Energie „runtergestuft“ wurde. Da habe ich mich mal hingesetzt und mithilfe einer Mindmap alles aufgeschrieben, was wir so machen. Irgendwo habe ich angefangen. Bei Ökologie hin zu Netzwerken und Energie. Das war erst mal am einfachsten. Dann bin ich weiter gegangen ….
An die 300 Massnahmen sind dabei rausgekommen, die wir hier umsetzen. Kleine und große. Vom Briefmarkensammeln, den ganzen Ehrenämtern bis zum Wasser sparen.
Sieht schon cool aus, wenn man dann die gesammelte Landkarte sieht.
Das macht auch ein bisschen stolz. Und wie hilfreich das ist. Sooo viele Themen, die da drin stecken, die man im Blog beschreiben kann ….oder die man auch anders darstellen kann.
Da war es wieder: Wie bekomme ich das, was wir machen, an die Gäste kommuniziert.
Und vor allem so kommuniziert, dass es nicht nervt.
Mein Ansatz ist ja immer, möglichst viele Menschen mit „meinem Bazillus der Nachhaltigkeit“ anzustecken.
Ein paarmal haben mir da schon Studenten von der Hochschule für Wirtschaft und Recht zum Thema Kommunikation geholfen. Dabei kamen dann unter anderem so coole Sachen raus wie die QR Codes, die ich in den Wohnungen „versteckt“ haben. Über die bekommen die Gäste bei uns mehr Informationen über das, was wir hier machen.
Es kommt ja, wie es soll.
Im Jahr 2022 initiierte das Tourismuscluster SH einen Kurs zum Thema Tourismus Netzwerk 2.0, bei dem Betriebe auch Beratungsleistungen gratis angeboten bekamen. Es gab eine Info Veranstaltung und schnell war da wieder das:
„Ihr seid ja schon so weit im Thema Nachhaltigkeit, Ihr könnt das schon …“ Hm, na, das lasse ich ja nicht gelten.
Erstens ist Nachhaltigkeit für mich ein Prozess und wir wollen nicht auf der Stelle stehen bleiben, sondern uns weiter entwickeln.
Zweitens hab ich noch Bedarf eben in der nachhaltigen Kommunikation.
Wie bekomme ich denn nun meine 300 Maßnahmen an die Gäste kommuniziert? Hilfe, ich hab ein Brett vor dem Kopf und komme nicht weiter.
Es gab ein paar Brainstormings, ein paar gute Vorschläge… ich hätte ja gerne ein riesiges Bild dieser Mindmap im Treppenhaus. Das haben wir aber aus Sorge um unsere Gäste verworfen.
…und dann kam mir die Idee von einem Kartenspiel.
Ein Kartenspiel, dass jeder spielen kann. Ob alt oder jung. Ob im Thema nachhaltig bewandert oder nicht.
Einfach gehalten. Niederschwellig. Neugierig machend. Ansteckend.
So sollte es sein.
Herausgekommen ist eine Art Quartett, dass man auf unterschiedliche Weise spielen kann.
Unsere Maßnahmen. Dargestellt mit unseren Bildern. Fragen dazu, die natürlich mit meinen Worten formuliert sind.
Man kann nur Symbole sammeln oder Farben oder die SDGs. Oder Fragen beantworten.
Antworten, die auch manchmal offenbleiben um den Spieler anzuregen, sich Gedanken zu machen, gibt es auch.
Immer integriert die SDGs- 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung.
Ein QRCode, der das Thema bei uns vertieft, führt dann zu mehr Hintergrundinformation auf unsere Homepage oder den Blog.
Dieses Quartett liegt dann in den Quartieren und soll neugierig machen.
Wer es nicht spielen mag, kann es ja auch nur mal anschauen.
Ich nenne es übrigens Janbeck*s Puzzle der Nachhaltigkeit.
Kartenspiel
Das Kartenspiel ist ja nur ein kleiner Baustein in unserem Puzzle. Wir sammeln ständig neue Ideen für ein nachhaltiges Leben. Immer weiter, weil Nachhaltigkeit für uns ein Prozess ist. Ich stell mir das als großes Puzzle vor, wo es keinen festen Rand gibt und man von außen immer etwas ranpuzzeln kann. So was gabs in den 80ern glaub ich mal.
Am Ende wissen wir nicht, wie unser Bild der Nachhaltigkeit aussehen wird.
Ist doch spannend. Keiner von uns weiß ja auch, was in den nächsten Jahren noch tolles entwickelt wird, was wir dann vielleicht auch einbauen werden.
Beim Kartenspiel war schon gleich meine Idee, die Karten ähnlich wie bei Pinterest zu gestalten. Was lag dann näher, als es noch weiter auszubauen.
Wer es nicht bei uns im Urlaub anschauen möchte oder kann, hat die Möglichkeit, die ganzen Maßnahmen auf einer extra Homepage anzuschauen… und zu „klauen“.
Ich will ja möglichst viele Menschen anstecken und zum Nachmachen inspirieren.
Eine alte Homepage hatte ich noch und die Idee für die Seite hatte Ben vom Creative Hotel Luise mit seiner luise.eco Seite. Eine gute Idee, wie ich finde. Meine Seite heißt übrigens Janbeck*s Ökoblog.
Und ja, auch ich „klaue“ Ideen, aber ich sage immer gerne dazu, woher die Idee kommt.
Das finde ich nur mehr als fair. Gehört ja auch zur Transparenz. Besonders dann, wenn man geschäftlich unterwegs ist.
Ich hab aber auch gelernt: Mit fremden Federn schmückt man sich nicht!
So schaffe ich die Transparenz, die ich brauche für diesen „Green Deal“.
…. und während ich dabei war, mit Harald, meinem Sparringpartner, dieses Kartenspiel auf den Weg zu bringen, bekam ich Post.
Eine mail von Norbert Lux von Green Brand ….“Herzlichen Glückwunsch, Sie sind für den Green Brand nominiert.“
Ob wir denn die Nominierung annehmen und den Zertifizierungsprozess durchlaufen und das EU-Siegel für ökologisch nachhaltige Marken gerne haben möchten.
Klar möchten wir, das hatte ich mir schon lange gewünscht.
Diese internationale Auszeichnung mit der wir unser Tun noch unterstreichen können.
Nur so einfach ist das nicht. Man kann es nicht einfach kaufen.
Man muss nominiert werden. Und das hatten unter anderem Medienvertreter… wer bekomme ich irgendwann noch raus.
Wenn man sich mal die Zahlen ansieht derer, die nominiert worden sind und derer, die dann ausgezeichnet sind, schien es gar nicht so einfach zu sein. Ich kam etwas ins Grübeln.
Na jedenfalls hab ich zugesagt, die angeforderten Fragebögen ausgefüllt, Dokumente beigebracht… und dann hieß es abwarten, was die hochkarätige Jury dazu sagt.
Was soll ich sagen: Sie haben JA gesagt!!!
Wir sind jetzt ein Green Brand.
Was für eine Ehre in guter Gesellschaft der großen nachhaltigen Marken zu sein.
Vor ein paar Tagen ist die Urkunde angekommen. Aus nachhaltigen Gründen ist es im Moment nicht zu vertreten, einen Besuch bzw. die Übergabe bei uns hoch im Norden zu organisieren.
Bis zur offiziellen Feier im November hatte ich aber keine Geduld zu warten, also hab ich mich entschieden, sie schicken zu lassen.
Nun hängt sie schon im Café und lässt sich dort bewundern.
Auf jeden Fall lauf ich täglich dran vorbei und freu mich drüber.
Eine schöne Anerkennung für unsere über 20 Jahre geleistete Arbeit für das Thema Nachhaltigkeit in unserem umweltfreundlichen Betrieb.
Viele Grüße, Uta
Trackbacks/Pingbacks