Die Geschichte von unserem Steinbackofen

Die Geschichte von unserem Steinbackofen

Die Geschichte von unserem Steinbackofen ist eine lange und könnte so beginnen:

Es war einmal eine Familie, die machte eine Familienfreizeit im Kloster Heiligkreuztal auf der schwäbischen Alp.

Das war eine besondere Erfahrung und ein sehr schöner Urlaub, über den man alleine schon eine Geschichte schreiben könnte….aber das ist dann mal privat.

Diese Familie spazierte dann auch mal durch den Ort Heiligkreuztal um die Gegend zu erkunden.

Plötzlich kamen sie an einem Geschäft mit einem großen Fenster vorbei …

Eine merkwürdige Kombination stand dort in der Auslage: Trecker und andere Landmaschinen, Geräte und im Vordergrund alles, was man zum Sauerkraut machen brauchte. Also einen Tontopf, Hobel etc.. Die Familie spazierte weiter und hatte noch einen schönen Urlaub, aber das Bild dieser merkwürdigen Kombination im Schaufenster ging nie aus dem Kopf.

Die Familie waren natürlich wir Janbecks.

20 Jahre später, um genau zu sein 2012, machte ich eine Ausbildung zum Kneipp Gesundheitstrainer in Bad Wörishofen an der Sebastian Kneipp Akademie.

Man entwickelt sich ja weiter. Und lernen tue ich gerne.

Kneipp kannte ich von meiner Omi. Die 5 Säulen lernte ich kennen. Davon ist neben Wasser, Bewegung, Kräutern und der seelischen Balance das Thema Ernährung eine Säule der Gesundheitslehre nach Sebastian Kneipp​. So konnte ich alles verbinden.

Also, was machen wir in so einem Fall, wenn wir über 1000 Kilometer von fast Flensburg bis in den Süden- oder noch weiter- fahren, wir verbinden alles.

Ausbildung mit Neugier und Treffen mit interessanten Menschen.

#Netzwerken.

Nebenbei schaute ich mir diverse Biohotels an und holte mir einige Anregungen zum Beispiel in der „Rose“ der Familie Tress.

Mein Café und die Pension gab es ja schon seit 2006 und den Wunsch irgendwann in einem tollen Steinbackofen zu backen auch.

Genauso wie bei mir die Zeit eine Entwicklung gebracht hatte, war es wohl auch bei der Familie Häussler gewesen. Aus dem Landmaschinen Handel hatte sich ein ganzes Backdorf entwickelt.

Wir machten also einen Termin im Backdorf in Heiligkreuztal im Anschluss an meine Ausbildungswoche. Für Gewerbetreibende gibt es die Möglichkeit, sich das genau zeigen zu lassen. In einem anschließenden Gespräch kann man das dann auf seinen Betrieb genau beleuchten.

Das Hotel haben wir dann auch gleich in Heiligkreuztal gebucht: Das Kloster war mittlerweile in ein Hotel umfunktioniert worden. Spannend in den alten Gedanken und Erlebnissen zu wandern.

Lange hielten wir uns noch im Backdorf nach dem Vorführtermin auf …was es da alles gibt: Backöfen für jeden Zweck, Räucheröfen, Nudelmaschinen und soooo viel Zubehör.

Ich konnte mich gar nicht sattsehen. Ein Paradies. Da kam dann die Hauswirtschafterin in mir wieder durch. Und auch das: Möglichst alles selber machen, da weiß man, was drin ist!

Alleine schon spannend, diese Geschichte zu verfolgen, war ich doch neugierig auf diese Steinbacköfen. Das wäre was ….am besten noch mit knisterndem Holzfeuer.

Küche wie früher mit Holzbackofen

Und die Abwärme könnte man doch auch bestimmt sinnvoll nutzen …

Aber das wäre ´ne Aktion. Würde es doch bedeuten, morgens um 4 den Ofen anzuheizen …

Gerade war im Backdorf ein Seminar zu Ende gegangen und so konnte ich mal in die große Vorführküche luschern. Das wäre es: so einen Raum zu haben, Seminare zu geben …

Küche im Backdorf

Irgendwie setzte sich Frau Häussler senior zu uns und wir kamen ins Gespräch. Sie fragte, woher wir kämen und ich erzählte unsere Geschichte. S.o.

Sie schmunzelte und erzählte ihre Geschichte. Wie sie ihren Mann etwa in den 80ern überredet hatte, für sie 5 Backöfen zu bauen. Was damals noch Überredungskunst gebraucht hat, ist heute ein tolles großes Familienunternehmen geworden. Spannend.

Schon alleine deswegen wollte ich unbedingt hier von dieser Firma einen Ofen kaufen.

Mit vielen Ideen und einem Angebot fuhren wir wieder in den Norden.

Der Gedanke blieb und der Steinbackofen hatte sich in meinem Kopf festgesetzt.

Bei jeder neuen Planung wurde er mit bedacht. Kann man die Scheune noch ausbauen? Was geht da? Bekommen wir das personell hin? Können wir das finanziell wuppen?

Der Scheunen Ausbau scheiterte letztendlich an der Machbarkeit. Schwierig ein Gebäude von 1789 oder älter praktisch so auszubauen, dass es heutigen behördlichen Anforderungen entsprach und wir das auch noch bezahlen konnten.

War´s das jetzt mit der Geschichte von unserem Steinbackofen?

Wer mich kennt, weiß, dass ich so schnell nicht aufgebe: geht nicht, gibt´s nicht.

Wir planten und Pläne zerschlugen sich auch wieder. Unser Backofen in der Caféküche muckte inzwischen zusehends mehr.

Es kommt dann, wie es soll, auch wenn es viel Zeit braucht. Die Zeit war endlich da und ich setzte mich wieder mit der Idee des Steinbackofens auseinander.

Ich blätterte in alten Unterlagen, schrieb mit der Firma… ich war so fasziniert von dem Ofen und den Möglichkeiten, dass wir endlich einen bestellt haben. Yippie!

Endlich.

Allerdings ist es aus praktischen Gründen dann ein elektrischer Steinbackofen geworden.

Der Ofen wurde geliefert, auf zwei Paletten. Mithilfe eines kleinen Treckers konnten wir ihn dann aufbauen. Glücklicherweise hatte ich ein hohes Gestell mit Rädern bestellt damit man ihn bewegt bekommt.

Aber so stand er dann erst mal lange Zeit. Unangeschlossen …kein Platz war wirklich optimal.

Wo sollte er denn nun wirklich stehen? Er kam zu einem Zeitpunkt, wo wir im Betrieb kräftig am Umstrukturieren waren: Die Wäscheverarbeitung hatte zu wenig Platz. Wo sollte die hin? Da wir auch da alles selber machen, vom waschen, legen, mangeln, flicken und recyceln, braucht da allein schon für die Verarbeitung viel Platz. Vom Lagerplatz für Ersatzbettwäsche etc. ganz zu schweigen.

Im Team wurde hin und her überlegt und perspektivisch schon weiter gedacht.

Dann kamen noch die Ereignisse 2020 dazu und der Betrieb wurde ja sozusagen für geraume Zeit ausgestellt. Der Elan war flöten.

Mit den ersten Übernachtungsgästen, die zu großen Teilen Stammgäste waren, kam auch meine Freude wieder:

Ich habe im Betrieb groß ausgemistet, aufgeräumt, aussortiert …Ich kam wieder im Betrieb ins Tun.

Die Wäscheverarbeitung hat jetzt einen guten Platz mit viel Stauraum. Alles ist ziemlich gut geordnet.

Der Weg war frei- auch gedanklich- für den Ofen. Endlich.

Mittlerweile war unser normaler Backofen in der Küche gar nicht mehr bereit zu arbeiten und hatte nach 14 Jahren seinen Geist aufgegeben.

Es kommt eben, wie es kommen soll.

Freunde standen überraschend vor der Tür. Zack wurde eine Steckdose vom Elektrofachmann verlegt.

Der Ofen wurde in Betrieb genommen! Endlich!

Erster Schritt war den Steinbackofen einzubrennen. 2 Stunden. Dann warten und die Gerüche abziehen lassen.

Abwarten. Dann etwa 1,5 Stunden heizen und dann ausstellen!

Gebacken wird bei fallender Hitze. Also sozusagen in der Restwärme.

Schnell war ein Brötchen Teig hergestellt und die Würstchen legten wir nicht auf den Grill, sondern einfach in eine Metallwanne mit Rost. Ging super und hat allen vom Grillergebnis viel besser gefallen als auf einem richtigen Grill.

Selbstgemachtes Bier von unseren Freunden dazu… herrlich!

Ein guter Platz war gefunden. Nun brauchte es noch viel Ablagefläche drumherum.

Ich startete meinen allerersten Versuch früh morgens kurz nach 4.

Ofen anstellen und in der Zwischenzeit die Teige zubereiten. Normalerweise machen wir das immer am Vortag, aber ich war so gespannt und wollte unbedingt loslegen.

Also mal wieder etwas improvisieren. Das kann ich ganz gut.

Der Ofen war in der Zwischenzeit heiß. Ausstellen tut er sich von alleine. Dann musste ich etwa 20 Minuten warten. So verteilt sich die Hitze gleichmäßiger im Backraum war in der Beschreibung zu lesen.

Gut.

Die Reihenfolge des Backgutes hatte ich auch aus der Beschreibung entnommen, das war ein guter Anhalt.

Zuerst kam das Landbrot dran, dann die Hefezöpfe und dann die Scones.

Mehr ließ mein Zeitfenster nicht zu. Schließlich wollte ich fertig sein, bevor der normale Betrieb losging. Zumindest wollte ich die Arbeitsplätze wieder in Ordnung haben.

Die Teige einschießen – Backgut in den Ofen geben- konnte ich ja auch ohne Dreck zu machen.

Herrlich wie das duftete. Und wie die fertigen Brote aussahen. Eine tolle Kruste und ein fluffiges Innenleben.

Fertige Backwaren frisch aus dem Ofen

Ich war voll zufrieden mit dem ersten Backergebnis. Bei den Scones muss ich noch etwas tüfteln. Aber ehrlicherweise hatte ich insgesamt so ein gutes Ergebnis auf Anhieb gar nicht erwartet.

Die Teige werde ich beim nächsten Mal auch wieder den Tag vorher herstellen. Das ist sowieso zur besseren Bekömmlichkeit gut. Außerdem kann man die Hefe reduzieren. Da tasten wir uns Stück für Stück vor. Das Korn ist ja auch nicht zu jeder Zeit gleich. Mal braucht es etwas mehr Wasser, mal kommt der Teig nicht so gut hoch. Gut Ding will Weile haben. Alles braucht eben seine Zeit.

Ich vermute übrigens, dass das der Grund ist, warum viele Menschen mit den herkömmlichen Backwaren ihre Probleme haben und daran in irgendeiner Form gesundheitlich reagieren.

Zeit ist Geld. Deswegen wird ja in der Industrie viel dazu getan, Zeit zu sparen. So gibt es dann den Sack mit der optimierten Fertigmischung, wo der Bäcker nur noch Wasser dazu tun muss und fertig. Was dann da alles drin ist, muß oft noch nicht mal deklariert werden. Ein Thema, was mich sehr ärgert. Die Industrie wird ja immer einen Schritt weiter sein wie der Gesetzgeber.

Da hilft nur, sich als Verbraucher gut zu informieren und dort zu, wo man ein gutes Gefühl hat und Fragen auch mal beantwortet werden. Das ist bei guten Handwerkern ja meist der Fall. Die freuen sich, wenn man für ihr Produkt Interesse zeigt..

Bei uns kommen solche Fertigmischungen jedenfalls nicht ins Haus. Ich will wissen, was drin ist.

Wir schroten sogar das Korn selber. Und auch beim Korn wissen wir, wo es herkommt. Entweder vom bäuerlichen Betrieb eins unserer Teammitglieder oder aus dem Wildsaaten freundlichem Anbau mit dem grünen Siegel.

So, nun war ich abgeschweift….ich wusste doch, dass es eine länger Geschichte wird.

In der Saison backen wir jetzt immer mindestens zweimal die Woche. Der Ofen soll gut ausgelastet sein. Korn ist frisch gemahlen und steht bereit für den nächsten Backtag. Falls keins mehr da ist, wird es eben frisch gemahlen. Das haben wir gut im Blick.

Mittlerweile hat es sich gut eingespielt: Die Teige sind bereits am Vortag hergestellt und werden dann morgens am Folgetag weiterverarbeitet.

Eine große Teigmaschine hat es dann zwischendurch auch noch von Häussler gegeben. Das war ne ähnlich Aktion: wir mal wieder geschäftlich unterwegs, dort vorbei, angeschaut und gefragt, ob man die gleich mitnehmen kann. Okay, auch eine halbe Palette passt locker in den Tesla. Trotz Reisegepäck.

Im Sommer ist es ein besonders Vergnügen, den Ofen anzuheizen: wenn noch alles schläft, meinen Steinbackofen mit selbst produziertem Strom aus erneuerbaren Energien zu starten. Was gibt es Schöneres? Und sonst ist es auch ziemlich wirtschaftlich. Einmal aufheizen kostet etwa 2,50€. Heißt also alles soll optimal getimt werden, damit nicht nachgeheizt werden muss.

Nach den Broten, Zimtschnecken und Kuchen kommen jetzt die Früchte zum Trocknen oder das Müsli in den Ofen. Brühe, Brombeersalz, Rhabarberbonbons….wir probieren immer noch mehr aus. Auch mal Gemüsekuchen, Pizzas und Ähnliches

Herrlich, wie das schon bald früh durchs Haus duftet. Das ist schon verlockend.

Einige unserer Gäste wissen das sehr zu schätzen und bestellen ihr Brot vor.

Jetzt in der Nebensaison ist reichlich Zeit, in Ruhe neue Rezepte auszuprobieren. Eins liegt schon sehr lange und wartet darauf, ausprobiert zu werden: ein dunkles Körnerbrot, wie es in Dänemark gebacken wird.

Ein Rezept von unserer Lieblingsinsel. Aus einem Kochbuch von einem traditionellen Lokal dort. Blätter ich da drin, ist es wie Urlaub. Ein schönes, wenn auch nicht günstiges Mitbringsel. Egal. Übrigens sind viele meiner Rezepte aus dem Ausland. Mitgebracht von Urlaubsreisen etc. Alles Rezepte mit Geschichten dahinter. Auch Brotrezepte wie das Kräuterbrot.

Für das dänische Körnerbrot muss ich allerdings erst einmal wie beschrieben einen Sauerteig von Grund auf anfertigen.

Überhaupt werde ich mich wieder um die Sauerteigbrote kümmern, so wie wir sie früher gebacken haben. Nur für unsere Familie, weil Brot damals schon etwas teuer für unseren Großhaushalt war. Glaub, das Rezept ist noch aus der Hobbythek. Ganz aktuell also-grins.

Bei uns ist echt alles voller Geschichten. Allein schon hier in der Geschichte von unserem Steinbackofen.

Gerade hab ich in meinem Lieblingsladen noch ne Bestellung fertiggemacht. Plätzchenausstecher, zusätzliche Backbleche und noch ein paar Arbeitsgeräte, die wir gut gebrauchen können.

Die einen gehen eben gerne in den Baumarkt, ich in die Abteilung Hauswirtschaft.

Nur mal luschern ….und Zack ist die Liste lang.

So hat jeder seinen Spleen und alles seine Geschichte. Wäre ja sonst auch langweilig, oder?

Vielleicht schreibt Ihr mal, falls Ihr mehr wissen wollt über unserem Steinbackofen.

Viele Grüße aus der Backstube,

Uta

P.S.: Wer das Backergebnis dann mal kosten möchte, darf sich gerne als Übernachtungsgast beim Frühstück damit verwöhnen lassen, wir übern derweil.

 

Falls jemand meint, das ist hier Werbung…na wenn dann nur aus vollem Herzen und ohne Auftrag oder sonst irgendeiner Gegenleistung meiner Lieblingsfirma von der schwäbischen Alb