Hand in Hand geht alles besser

Hand in Hand geht alles besser

​“Hand in Hand geht alles besser“ ein Satz, der mich seit meiner Kindheit begleitet. Vom Tapezieren bis zum Dacheindecken …. Früher war es bei uns nicht üblich, einen Handwerker zu beauftragen. Das Geld war eben knapp. So schaute man, wer was kann und fragte um Hilfe.

Schon in unserer Bauphase hier auf dem Hof durften wir die Kraft vieler fleißigen Hände und der Gemeinschaft erleben. Da waren die Helfer überwiegend Familienmitglieder.

Das war jetzt anders, weil jeder in verschiedenen Lebensphasen anders gefordert wird …

 

Unser erstes Helfer Wochenende mit anderen seit Langem…

Nun liegt unser erstes Helfer Wochenende eine Weile zurück.

Diesmal  war die Aufgabe, die Kläranlage wieder von wildem Bewuchs zu befreien.

Wir haben hier im Kreis die größte private Kläranlage. Die funktioniert fast von allein und das auch noch voll biologisch.

Feststoffe aus den Toiletten werden bei uns verkompostiert und wieder in den natürlichen Kreislauf als Dünger auf die Blumenbeete getan.

Die flüssigen Stoffe aus Waschmaschinen und Toiletten werden in die Schilfbeete gepumpt. Dort filtern Millionen von Bakterien, die an den Wurzeln der Pflanzen sitzen, das gebrauchte Wasser. So gefiltert hat das Ostseewasser Qualität und kommt bei uns in die Toilettenspülung.

Ich habe das schon mal hier veranschaulicht.

Jedenfalls hatte der Techniker bei der letzten Überprüfung angemerkt, dass sich die Ackerwinde in der Anlage breitgemacht hatte. Mit einem sehr besorgten Gesicht sagte er das. Oha!

Das Problem ist, dass die Winde zwar ganz nett aussieht. Aber mit ihren energischen Ausläufern umwickelt sie die Schilfpflanzen und zieht sie runter. Gut ist das nicht. So werden die Schilfpflanzen an ihrem Wachstum gehindert. Und die brauchen wir ja zwingend, weil sie der Lebensraum von den Bakterien sind.

Also musste die Winde weg.

Alleine wäre das einen Mammutaufgabe, die höchstens frustriert und wochenlang dauert.

„Hand in Hand geht das bestimmt besser“,… dachte ich mir

Wir nahmen den Besuch unserer Freunde Andrea und Frank zum Anlass und luden gleich ein paar mehr Freunde ein … und ganz ehrlich: Es fällt uns nicht so leicht, um Hilfe zu bitten.

Wir haben aber in Corona Zeiten erlebt, was für eine tolle Community wir rund um Janbeck*s FAIRhaus haben. Das machte Mut.

Also begann ich mit den Planungen:

  1. Ich sorgte also erst mal für die Planung wer, wo und wann hier übernachtet
  2. machte einen Essensplan
  3. schaute nach dem Einsatzplan der Mitarbeiter, die uns ja versorgen sollten
  4. plante die zu erledigenden Arbeiten
  5. überlegte welche Gerätschaften wir dafür draußen brauchten
  6. sorgte für ein kleines Rahmenprogramm

Mittags gings los. Die Aufgaben waren schnell aufgeteilt, so dass es für jeden passte.

Schilfbeet runterschneiden

Schnell war das Schilf mit der elektrischen Heckenschere abgeschnitten. Während Frank und Andrea alles zusammenharkten und die Winde mit rausrissen, kümmerten sich Anja und Dirk um das Schreddern der festen Halme. Das gibt einen super Dünger. Reines Phosphat. Ich bemühte mich schnell das eine und das andere mit Schubkarren wegzubringen. Mal auf unseren Komposthügel, mal unter den Apfelbaum.

Knapp zwei Stunden und das erste Beet war fertig.

Ein Pflanzenklärbeet ist fertig

Hand in Hand geht´s eben auch schneller

Da auch nur dort die Winde ihr Unwesen trieb, wollten Stephan und ich das zweite Beet ein anderes Mal machen. Das wird nicht so aufwendig werden. Zeit war jedenfalls noch die Fragen der Helfer zu beantworten und ausgiebig die Funktion des Systems zu erklären.

Erklärung am Kontrollschacht

Zum Kaffee quetschten wir uns dann alle zu Trümmertorte ins Gewächshaus. Ging. War zwar etwas eng, aber auch hier bewährte sich das System „Hand in Hand“. Was benötigt wurde, wurde einfach rumgereicht. Jeder kennt es. Viel Platz braucht man nicht für eine gemütliche Runde.

Frisch machen und dann gings ab in einen netten, entspannten Abend.

Am nächsten Morgen haben wir dann alle zusammen erstmal die Gegend erkundet. Eine schöne Runde an unserem Lieblingsstrand, durch den Wald und zwischen den Feldern. Wunderschön und herrlich entspannend für alle. Und das Wetter war ´ne Wucht. Wie ein schöner Urlaubstag. Fein.

Mittag mit ganz selbst gemachtem Schokopudding zum Nachtisch. Lecker.

Dann konnte ich mal mein kleines Wissen über SEO und WordPress weiter geben und mich bei Andrea etwas revanchieren.

Ein Besuch bei Maike in Falshöft in ihrem Blumenladen durfte auch nicht fehlen. Dann noch ein kleiner Verdauungsspaziergang …. das Wochenende war intensiv und wie immer etwas zu kurz.

Geschafft haben wir ´ne Menge und erzählt noch viel mehr. Danke euch dafür.

Schön war´s so zusammen

 

Das war schon ein gutes Training für unsere große Pflanzaktion mit den Heckenrettern.

Irgendwie habe ich ja immer die Idee, es hier noch schöner und besser für die Umwelt zu machen.

Über Silvia von der Stiftung Naturschutz hatte ich ein paar Adressen und Themen bekommen.

Die Heckenretter waren eine der Adressen. Wie das Auswahlverfahren zustande kam, könnt ihr hier nachlesen.

Also: 170 Meter Knick sollten bepflanzt werden.

Den Wall hatten wir ja schon vor Langem aufarbeiten lassen, nur so richtig wachsen wollte da nichts.

Nun sollten 240 Sträucher und 100 Bäume in zwei Reihen auf den Knick.

Was für eine Aktion, wenn man alleine davor stehen würde

Aber wir haben alle getrommelt und in allen möglichen Kanälen von unserer Aktion erzählt.

Zusammengekommen sind dann ganz schön viele.

Früh morgens ging’s an einem Samstag los. Schnell wurde das Zelt aufgebaut für die kleine Pause mit Heißgetränken zwischendurch.

Einweisung zur Pflanzaktion

Nach einer Begrüßung und Vorstellung der Heckenretter bekam jeder einen Zettel in die Hand.

Zettel mit der Strauchbeschreibung

Dazu gab es eine Einweisung worauf beim Pflanzen zu achten war.

Der Knick war gut vorbereitet und in Abschnitte eingeteilt. Auf dem Boden waren bunte Punkte für die Zuordnung der entsprechenden Pflanzen. Gepflanzt wurde bis auf die Bäume immer in Gruppen von 3 bei den Pioniergehölzen und 10 bei den Sträuchern.

Kornelkirschen, Sanddorn, Weißdorn, Stieleichen, Buchen, Vogelkirschen, Gemeiner Schneeball, Hasel, Schlehen, Wildbirnen…

Hand in Hand für mehr Biodiversität

Kaum zu glauben, aber wir waren trotz eisigem Wind- oder gerade deswegen- schon um 12h fertig.

Im Café hatten Johanna und Kira schon alles vorbereitet:

Heiße Kartoffelsuppe, warme Getränke und… natürlich selbst gemachter Schokopudding. Bis auf die Schokolade alles schön regional.

Was für eine nette Runde. Überall wurde sich fleißig unterhalten.

Alex nutzte dann noch die Chance, unseren Knick zu erklären:

  1. warum wir diese Pflanzen ausgesucht haben
  2. welche Tiere sich dann wahrscheinlich irgendwann darin aufhalten werden
  3. und wofür speziell diese Pflanzen gut sind.

Dann gings noch mal in die Kälte. Gut, dass wir das meiste schon erledigt hatten.

Hand in Hand wurde dick Stroh als Mulchmaterial ausgebracht um den Beiwuchs zu unterdrücken.

Mit Schafwolle wurden die Sträucher umwickelt. Eigentlich eher verziert.

Normalerweise hätte man einen Wildzaun aufgebaut, aber das haben Stephan und ich kategorisch abgelehnt. Nach etwa 10 Jahren soll man den entsorgen, aber dann ist alles schon so verwachsen, dass man höchstwahrscheinlich nur Teile wieder rausbekommt. Am Rest fanden wir, ist die Verletzungsgefahr für Tiere viel zu groß.

Also hoffen wir, dass das Wild unsere mit Schafwolle dekorierten Pflanzen so lange es geht in Ruhe lässt und sie gut anwachsen.

Knickpflanzen im Winter

Alle waren schon geübt und so ging das Aufräumen auch ganz selbstversändlich Hand in Hand

Da der Wind uns einen kleinen Streich spielte gings zur Abschlussrunde mit Fliederbeerpunsch, gemischt mit heißem Apfelsaft von den Genusswerken, und Streuselkuchen ins Café.

Jeder der Anwesenden sollte sagen, was er mit nimmt. Es waren bewegenden Worte. Hand in Hand an so einem Projekt mit Fremden  mitzuwirken, hat man ja auch nicht jeden Tag.

Auf den Punkt gebracht was alle bewegt hat: Gemeinschaft

 

Fazit:

  1. Trau dich zu fragen.
  2. Netzwerken ist toll.
  3. Hand in Hand geht alles besser.
  4. Wir haben eine tolle Community!
  5. Man lernt nie aus!

Danke an alle Freiwilligen, die uns unterstützt haben.

Die Bekannten und die Unbekannten.

Wir freuen uns über so viel Einsatz für noch mehr Biodiversität bei uns.

Danke auch an die vielen Spender, die das möglich gemacht haben, die kleinen und die großen. Besonders erwähnen möchte ich hier Ben Förtsch vom Hotel Luise, Volker und seine Frau aus Kiel, den BNW-Bund für Nachhaltige Wirtschaft, Elektro Zanzinger , Helmut und Susanne, Sabine und Klaus und viele, viele andere.

Ein Dank geht natürlich auch an den Naturschutzverein Obere Treene und die Heckenretter.

Uns macht es Hoffnung für nächste Projekte und überhaupt.

Wer weiß, vielleicht gibt es schon bald wieder so ein Helferwochenende.

Viel Grüße aus Janbeck*s FAIRhaus

Uta

Wie schön, dass Christiane Hermann dabei war und einen Artikel im Bauernblatt SH über unsere Pflanzaktion veröffentlicht hat.

Danke dafür!

Unser Hof und die Geschichte seiner Sanierung

Unser Hof und die Geschichte seiner Sanierung

Wie wir auf die Idee kamen unseren alten Hof an der Geltinger Bucht so zu gestalten, wie er jetzt ist? Mit der Technik und so nachhaltig?
Das werden wir immer wieder gefragt. Wie kommt man denn auf die Idee einen alten Hof so zu sanieren? Vor allem so umweltfreundlich und mit modernster Technik? Wäre nicht abreißen besser gewesen? War das nicht unwahrscheinlich teuer? Und was soll das schon wieder mit diesem so strapazierten Wort: Nachhaltig? Hier kommt also die Geschichte unseres Hofes und seiner Sanierung

Für uns war das schon immer wichtig nachhaltig zu leben. Wir möchten Ressourcen sparen wo es eben geht. Nicht nur weil es den Geldbeutel schont. Das fing schon an, wenn ich Obst unter dem Wasserhahn gespült habe. Mit einer Schüssel darunter habe ich das kostbare Trinkwasser aufgefangen und zum Blumengießen genommen. Im Garten Gemüse selber ziehen, einen Kompost anlegen, Müll trennen, gebrauchte Klamotten kaufen, selber nähen, Brot selber backen und natürlich Energie sparen, wo es geht. Alles irgendwie selbstverständlich, oder? Ideen kamen mit Peter Lustig und der Hobbythek.

In der Stadt kann man nur nicht alles an Ideen umsetzen, die man hat. Schon gar nicht, wenn man mit einer großen Familie in einem kleinen Haus wohnt.

Wie wir aufs Land kamen?

2002 haben wir, Uta und Stephan Janbeck- uns entschieden die Stadt Ahrensburg – zu verlassen und aufs Land zu gehen. Die 4 Kinder waren schon aus dem Haus oder auf dem Absprung. Wohin wir wollten war erst mal noch nicht klar. Es hätte auch Schweden sein können…
…ein alter Hof sollte es sein, mit Potential und möglichst original. Eine große Hoffläche davor, wie aus dem Bilderbucht eben.

Häufig sind wir nach Schweden gefahren, haben viel gesehen und Inspirationen gefunden. Wie zum Beispiel das Café Utsikten auf dem Halandsasen, das Vorbild für mein Körbchen Café wurde.

Den Hof – unseren Hof – haben wir dann irgendwann in der Geltinger Bucht gefunden. Übers Internet. 2002 gekauft und 2003 im April angefangen zu sanieren.

Die Gegend faszinierte uns. Fast wie in Skandinavien und noch ziemlich ursprünglich…und vielleicht hatte meine Großmutter mir auch zu viel vom weiten Himmel über riesigen Feldern aus ihrer alten Heimat vorgeschwärmt. Weit gucken kann man hier gut.

Hof bei Übernahme 2003

​Hof bei Übernahme 2003

Na, dann packen wir´s mal an

Mächtig viel Arbeit lag vor uns. Mit Renovierung hatte das nichts zu tun. Das war eine echte Kernsanierung.

In Bausendungen wird immer hochgerechnet wie viel Material verbraucht worden ist. Ich hätte gerne gewusst wie viele Kabel wir aus den Wänden geholt haben, wie viel Kubikmeter Schutt wir entsorgt haben, wie viel Lehm wir aus der Erde gebuddelt haben um die Fußböden vernünftig zu isolieren etc. Im Haupthaus sind nur drei Fußböden drin gebleiben. Der Terazzo und zwei andere Böden, die noch in Ordnung waren. Alles andere ist rausgeflogen. Neue Fundamente haben wir gegraben, Mittelwände verstärkt, neue Balken eingezogen.

Für groß rechnen und zusammenzählen war damals keine Zeit. Unser Hof sollte saniert werden und das brauchte Zeit- viel Zeit!

Man gut, dass wir vorher noch nicht wussten, was auf uns zu kommt, sonst wäre die Geschichte über die Sanierung unseres Hofes vielleicht anders verlaufen.

Was wir wussten war, dass alles, was wir jetzt energetisch machen uns im nach hinein Energie spart. Jedenfalls das meiste.

So viele Ideen- so viele Entscheidungen – so viel zu beachten. Ein so umfangreiches Projekt braucht ziemlich viel „Gehirnschmalz“. Schließlich kann man ein haus auch kaputt sanieren.

Wir haben uns ganz bewusst gegen den Dämmwahn und dafür entschieden das Mauerwerk des alten Haupthauses monolitisch zu lassen. Wir wollten den Taupunkt in der Wand nicht verlagern. Monolitisch heißt übrigens, dass das Mauerwerk nur aus Steinen besteht. In unserem Fall aus 1,5 Steinen. Klar wussten wir, das wir bei langanhaltendem Ostwind dann eine Strickjacke mehr anziehen müssen.

Aus der Erfahrung heraus haben wir Wände nur verputzt, damit sie Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen können. So können wir eventuell auftretende Feuchtigkeit auch viel besser sehen.

Rohre für die Wasserführung haben wir in zwei Kreisläufen gelegt. Wir hatten schon damals die Idee Brauch/Regenwasser statt gutem Trinkwasser für Toilettenspülungen etc. zu nehmen .

An einen wassergeführten Ofen zur Energieerzeugung hatten wir auch schon gedacht.

Auch Kabel und Leerrohre haben wir seeeehr viele verlegt, für den Fall der Fälle…wenn der Fußboden erst mal verlegt ist wird es logischerweise  nachträglich viel schwieriger eine Leitung zu verlegen.

So ging es Stück für Stück weiter.

Eingezogen sind wir in die Baustelle schon Ende Mai 2003. Verrückt. An die Anmietung woanders haben wir nie gedacht. Die Sanierung unseres Hofes nahm uns voll und ganz in Anspruch.Wobei Stephan ja immernoch nach Hamburg zur Arbeit fuhr.

Im November kam dann die Heizung, ein Blockheizkraftwerk, das mit Gas betrieben wird. Lieber wäre uns ja eins mit Rapsöl gewesen, aber das war zu dem Zeitpunkt nicht möglich. Mittlerweile hatten wir es so kalt im Haus, dass Hund und Katze sich abwechselnd vor dem Halogenstrahler wärmten.

Parallel zu der Baustelle hatte ich meine Ausbildung zur Hauswirtschaft auf dem zweiten Bildungsweg angefangen. Das bedeutete einen Tag in der Woche ohne Bauklamotten und im Warmen in der Landwirtschaftskammer in Rendsburg. Meine Kolleginnen meineten schon ich müßte Wärmegeld abgeben. Wer einmal über einen längeren Zeitraum bei Minusgraden im Haus gefroren hat, ahnt, was ich dem Heizungsmonteur dann gesagt habe, als er meinte das mit der Heizung geht erst ne Woche später, weil der Gasanschluß ja noch übergeben werden musste. Ich war nett, bestimmt, verzweifelt…Ich erinnere es noch genau. Es war Anfang November und mir war schrecklich kalt und ich hatte das Gefühl gar nicht mehr warm zu werden. Es war Freitag, der 02.11.2003 und ich bekam Wärme.

Hofhund Biene wärmt sich

Auch der Hofhund Biene braucht Wärme

 

Was das ausmacht – Der äußere Charakter

Etliche Kabel, die außen am Haus angebracht waren haben wir entsorgt, kilometerweise Fugen ausgekratzt und wieder neu verfugen lassen.

Es wurden Fenster nach alten Bildern von einer hiesigen Tischlerei gebaut. Nach außen öffnend mit wenig Dichtung und Sprossen, so wie es sich hier gehört. Natürlich aus Holz. Und natürlich mit den Farben grün und weiß, so wie es sich hier in Angeln gehört.

Auch das Reetdach wurde neu gemacht mit Reet von der schleswig-holsteinischen Nordseeküste. Nicht so feinhalmig wie das aus anderen Ländern, aber das war vielleicht unser Glück, weil es besser trocknen kann. Es war toll, den Reetdachdeckern zuzsehen, aber es war auch mega viel Arbeit und Dreck. Auch da haben wir mitgeholfen. Ich hoffe, wir müssen es nicht noch mal machen. Oben drauf aufs Dach kamen natürlich die Heidematten und die Hängehölzer. So, wie es nur hier in Angeln und Südengland ist.

Fast wie neu

Fast wie neu

 

Wasser und so weiter

Da wir vor Ort keine Kanalisation haben, die an ein öffentliches Netz angeschlossen ist, mussten wir uns auch da etwas überlegen. Empfohlen, da den meisten bekannt, wurde uns eine Dreikammergrube. Das hieße aber Kosten durch Entsorgung. Wir haben weiter gesucht, uns informiert und belesen.
Jetzt haben wir eine vollbiologische Kläranlage, die im Prinzip wie eine Komposttoilette funktioniert: Feststoffe werden in drei großen Behältern verrottet und die flüssigen Abwässer in Schilfbeeten wieder aufbereitet. Das machen übrigens Bakterien, die an den Wurzeln der Pflanzen sitzen. Das aufbereitete Wasser wird dann für die Toilettenspülung verwendet. Das Ganze wird natürlich an mehreren Stellen beprobt, damit es keine Probleme gibt.
Uns spart es enorm viel kostbares Trinkwasser. Und mit dem verrotteten Schiet düngen wir die Blume. Kreislaufwirtschaft eben.

 

Die Scheune war leider nicht zu halten

Schade um die Scheune

…aber sie war nicht mehr zu halten. Die Gebäude sollten ja einen Nutzen haben, aber hier war das nicht möglich. Nur sanieren um dann Autos oder Tiere darin abzustellen ging für uns nicht.  2004 musste dann die alte Maschinenscheune abgerissen werden, weil sie zu marode war. Zudem stand sie zu dicht an der Nachbargrenze. Die Entsorgung hat uns einige Zeit in Anspruch genommen, da eine Fremdfirma ein heilloses Durcheinander hinterlassen hatte. Das war der Moment, wo die Geschichte der Sanierung unseres Hofes – jedenfalls von meiner Seite- beinahe ein abruptes Ende bekommen hätte. Nun denn. Die alten, wenn auch weichen, Backsteine haben wir gesäubert und für Ausbesserungen aufbewahrt. Auch die alten Scheunentore liegen gut verstaut in der Scheune. Wer weiß wozu man sie noch brauchen kann.

 

Der Cafébau

Erst 2006 kam an diese Stelle mit Hilfe von hiesigen Handwerkern der Cafébau mit der Pension.
Mauerwerk im alten Verbund nachempfunden, dahinter Porotonsteine, eine Holzverkleidung im Obergeschoß in „Kriech- und Decker-Schalung“ aus heimischer Lärche. Innen mit Holzfußböden aus Kiefer, skandinavisch -gelaugt und weiß geseift-, Holzfenster nach außen öffnend, einem wassergeführten Kaminofen im Café. Alles ist technisch an unser bestehendes Netz angebunden.

Und weil der Architekt bei allem einen extra Planer haben wollte, hat sich Stephan eingelesen, alles selber geplant und mit den Handwerkern umgesetzt. So viele Planer von Klärtechnik, Heizungstechnik bis Elektrotechnik hätten wir auch gar nicht bezahlen können. Bei dem Gedanken wird mir heute noch ganz schwindelig wie bei einer Registrierkasse, die immer durchdreht.

Jetzt ist der alte Charakter eines Dreiseithofes wieder hergestellt. Drei Gebäude. Die Nordscheune, das Haupthaus in der Mitte und die Südscheune. Das war uns sehr wichtig. Der Neubau des Cafés wurde übrigens  ganz bewusst gestaltet wie eine Scheune. So lässt dieser Bau dem Reetdachhaus den Vortritt. Also gibt es auch wenig Gardinen.

Janbecks Dreiseithof 2006

 

Weiter ging´s

Ich hatte mit meiner Hauswirtschaftlichen Herangehensweise beim Cafébau Geld aus der Finanzierung über. Scheinbar ungewöhnlich für die Bank. Anfang 2007 wurde dann der ehemalige Kuhstall entkernt und zu einem Hofladen von unserer Tochter Maike Misirli, damals Blumen & mehr. Als hätten wir nicht genug von Sanierungen. Also ging die Geschichte weiter. Spannend,wenn ich dran denke: mit dem Bauunternehmer hatten wir abgemacht, dass die Cafégäste von den Bauarbeiten nichts mitbekommen sollten. So hat er sich ein Loch in die Wand gegraben und an den Schließtagen des Cafés den Kuhstall entkernt.

Eine Solarthermieanlage kam 2008 für die Wasseraufbereitung auf das Dach des Cafébaus.

In 2009 wurde der Hofladen aufgegeben und zu einem Apartment (Kuhstall) und dem Büro umgebaut. Mit passte das ganz gut in den Kram, weil wir so eine Erweiterung gut gebrauchen konnten. Das wurde dann zu meiner Projektarbeit in der Meisterschule. Ein sehr umfangreiches Thema für die Hauswirtschaft, da ja sehr unterschiedliche Anforderungen an Ferienquartier oder Büro gestellt werden.

Auch ein weiterer Dachs (Blockheizkraftwerk) kam dazu um die Wärme für den dann geplanten Neubau mit abzudecken.
2010 wurde schließlich das PLUSenergiehaus (das Haus erzeugt mehr Energie als seine Bewohner verbrauchen) von und mit einer hiesigen Holzbaufirma aus Sörup aufgestellt. Hell, rollstuhlgerecht und mit nur zwei großen Wohnungen à 100qm. Drinnen gibt es sogar eine Wärmerückgewinnung und eine große Photovoltaikanlage auf dem Dach. Mit seinem modernen Äußeren steht es bewusst etwas abseits von den alten Gebäuden als moderner Kontrapunkt….und mal keine Sanierung.

Modernes Holzhaus 2010

 

Ein Puzzle ganz nebenbei

Natürlich haben wir nicht nur gebaut. Und natürlich ist die Nachhaltigkeit in unserem Betrieb noch umfassender. Mit dem Start des Pensionsbetriebes war von Anfang an klar, das wir den Gästen Schleswig-Holstein „schmackhaft“ machen möchten. Wir sind eben verliebt in Schleswig Holstein und das wollten wir auch gerne an die Gäste weiter geben.

  • Es zog sich von den Hotelbetten aus einer kleinen Manufaktur in Kiel bei der wir 2006 die Betten haben bauen lassen in blau und rot,
  • den auf Leinwand gezogenen (eigenen) Fotos in den Räumen,
  • der Bilderschau im neuen Cafékino,
  • den selbst kreierten Kissen mit denen die Räume noch ein bisschen persönlicher werden oder
  • den Produkten in unserem FAIRcafé und zum Frühstück der Hausgäste.

Wir stellen alles was geht selber her: die Brötchen, das Landbrot, die Aufstriche zum Frühstück und die Torten. Auch vegan. Und weil wir so viel selber machen, können wir auch gut auf Gäste mit Nahrungsunverträglichkeiten oder besonderen Kostformen eingehen. Dabei verwenden wir Produkte und Rezepte eben aus Schleswig-Holstein.
Wir schaffen Arbeitsplätze und wir beschäftigen unsere festangestellten Mitarbeiter rund ums Jahr. Die haben wir übrigens selber zur Hauswirtschaft im ländlichen Bereich ausgebildet. Neben Kochen, Nähen und Backen vermitteln wir alles rund um die Wäscheverarbeitung, Gartenpflege, Betreuung und vieles mehr, auch in Seminaren. Und auch hier legen wir großen Wert auf ressourcenschonendes Arbeiten.

Über ein Energiemanagement kennen wir unsere Verbräuche genau und sind in der Lage sie zu steuern. Smileys in Ampelfarben zeigen uns in der Hauswirtschaft ganz simpel, wann es gut ist die Waschmaschine an zu stellen. Wir wollen eben überall möglichst mit unserem eigenen Strom agieren. Ob beim Waschen, beim Backen oder beim Auto laden.

Toll zu sehen wie aus vielen Puzzlesteinen ein großes Bild entsteht.

 

Urlaub mit gutem Gefühl

Verträgliches Reisen gehört bei unseren Gästen zum Urlaub. Wir sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Einfach über Flensburg und dann weiter mit dem Bus. Dann sind es noch 200 Meter zu Fuß zu uns. In der heutigen Zeit, wo viele gar kein Auto mehr haben, ist das von unschätzbarem Wert. 20-30% unserer Gäste reisen alternativ an. Auch aus der Schweiz.

Wir selber sind seit 2014 begeisterte Fahrer mehrerer Elektroautos. Eins davon vermieten wir auch an Gäste. Den Sonnenstrom von unserem Dach können unsere Hausgäste laden. Seit 2010 sind wir ein sogenanntes Charge Hotel und Tesla Destination Partner.

Und eins der wenigen Klima Hotels Deutschland sind wir auch. Mit allen Verpflichtungen, die das mit sich bringt, wie zum Beispiel etwas für die Biodiversität zu tun. Bei uns werden die Verbräuche genau unter die Lupe genommen: vom Müll, der gewaschenen Wäsche bis zur Energie. Gut, wenn man alles im Blick hat. Für mich ist es ein Sport geworden immer zu schauen, ob es nur ein grobes Gefühl ist, dass wir hier und da eine Veränderung haben, oder ob es belegbar ist.

Und auch mit dem Energie sparen geht es bei uns immer weiter. Mehr Solar, eine Wärmepumpe und noch mehr Wärme aus Strom heißt bei uns gerade die Devise um gegen steigende Gaspreise anzukommen. Noch mehr Eigenverbrauch. So, das es geht. So, das wir es bezahlen können und dass es zum Hof passt. Schau´n wir mal, ob die Rechnung aufgeht.

Unsere Gäste holen wir mit vielen Hinweisen und Kommunikation ins Boot. Ohne dem geht es nicht. Aber die machen super mit.

Jetzt haben wir einen schönen, traditionellen Dreiseithof, der moderner kaum sein kann.
Er passt in die Landschaft und ist sogar als landschaftsprägendes Objekt eingestuft. Unseren Gästen haben wir so viel zu erzählen: über die traditionelle Bauweise, die Bedeutung der Farben und auch über unser ökologisches Konzept. Und auch über die Sanierung unseres Hofes und seine Geschichte.

Insektenparadies

Bunte Wiese mit Carden, Disteln und Kamille

 

Zeit vergeht

Es gibt immer noch viel zu sanieren. An einigen Stellen sind wir noch nicht  dazu gekommen. An anderen haben wir schon kräftig renoviert. Gäste first ist unsere Devise…aber auch wir machen mal ne Pause.

  • Mittlerweile sind die Betten ausgetauscht gegen Biobetten aus Vollholz,
  • die Wände mit Biofarben gestrichen und
  • die Zimmer zu Themenzimmern passend zur Region geworden.
  • Immer dabei auch der Bezug zu den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung.

Aber es sind immer noch 7 unterschiedliche Quartiere für 21 Gäste. Das ist eine gute Größe für uns.
Wir machen Führungen und Workshops, weil wir „ansteckend sein wollen“  mit dem Bazillus der Nachhaltigkeit.

Was wir können, kann jeder. Es sind viele kleine Maßnahmen, die wir über die Jahre zu einem großen Ganzen zusammen puzzeln.

Und klar sind wir sehr idealistisch dabei und haben auf manches verzichtet, denn in Fördertöpfe passten wir irgendwie nie so richtig rein.
Manches hätte man besser machen können. Manches macht man heute anders.
Aber: wer nichts macht, macht eben nichts.

Wir haben gemacht, was für uns ging und fühlen uns echt wohl auf unserem schönen Hof.

Uta & Stephan Janbeck