Stürme

Stürme

Stürme

…und warum ich dann so nervös werde

Jedes Mal, wenn richtiger Sturm angesagt wird, macht, mich das echt nervös.

Ich werde dann einigermaßen unruhig und sehr nervös. Ich muss mich dann ablenken.

Und irgendwie sitz ich auch auf gepackten Koffern.

  • Wo sind die nötigsten Sachen? Sind alle Dokumente sicher verwahrt?
  • Ist die Sicherungskopie des Computers auf dem neusten Stand?
  • Wie ist der Stand der Hausbatterie? Ist die tragbare Batterie geladen? Ist für Notstrom an alles gedacht?
  • Ist trockenes Holz drin, damit wir, falls die Heizung ausfällt, alles mit Wärme versorgen können?
  • Sind die Hausgäste noch mal über den aktuellen Stand der Warnungen informiert?
  • Können wir die irgendwie ablenken und mit Spielen oder Büchern versorgen?
  • Sind die Tiere versorgt? Ist genug Futter für ein paar Tage da?
  • Lebensmittel sind ja bei uns genug da zur Not im Café …
  • Habe ich endlich den Notfallrucksack gepackt?

Immer wieder nehme ich mir das vor…

Erledigt habe ich es immer noch nicht:

Einen alten Rucksack mit ein paar alten Klamotten, ein paar Medikamente, Pflaster und Verbandszeug, Taschenlampen, Batterien, Ladekabel und Ladegerät, Wasserflasche etc. gefüllt und greifbar für den Notfall deponiert.

Ich fand das früher immer komisch, wenn man hörte, das alte Menschen auf ihrem gepackten Koffer saßen und so ein Unwetter abgewartet haben …

Heute weiß ich, warum …

Zweimal hat uns die Stürme schon erwischt. Es waren eher Orkane. Und wie sich beim letzten Mal herausstellte auch ein kleiner Tornado.

Ich weiß das noch wie heute. So was vergisst man nicht. Ich zumindest nicht:

Es war der 08. Januar 2005.

Wir hatten gerade die neuen Fenster eingebaut und unserem alten Reethaus wieder seine schönen Augen gegeben. Grün weiß, ganz traditionell mit Sprossen und dem Bogen im Oberlicht. Natürlich zwei geteilt und nach außen öffnend: Wenn man genau hinsieht, ist diese Aufteilung ein Christuskreuz. Diese alten Häuser sprechen eben mit dem aufmerksamen Betrachter.

Es dämmerte und los ging’s.

Als erstes hob der mühsam restaurierte Holzpavillion ab. Es war ein altes Erbstück von Stephans Oma. Den ganzen Sommer hatten wir neben unserer vielen anderen Aktionen die Farbe abgeschliffen, Holz ausgebessert und ihn wieder hübsch gemacht.

Nun flog ein Teil nach dem anderen durch die Gegend.

Ich rief Maike, die gerade bei uns zu der Zeit wohnte, herbei, um die Teile in Sicherheit zu bringen.

Im halbdunkel hörte ich es über mir klappern. Von der Scheune, in die wir die Teile legen wollten, war schon ein Blech an der Fassade weg, ein weiteres klapperte bedenklich rum.

Alles was ging, packten wir schnell ganz vorne in die Scheune. Wir wollten uns ja auch nicht gefährden.

Es wurde ja rasch dunkler.

Auf der anderen Seite der alten Linde waren Stephan und Caba dabei, die Tore zu sichern.

Wir hatten die alten, riesigen Scheunentoren, die wir aus den alten Gebäuden ausgebaut hatten, sauber übereinandergestapelt. In ein Gebäude passten sie wegen ihrer Größe kaum. Außerdem brauchten wir ja Platz zum Lagern von Sachen, die nicht nass werden durften.

Der Sturm ging unter die Tore. Er griff an und sie hoben immer wieder ab und fielen zurück.

Hoch, runter. Noch höher.

Mit allen Expandern und Tampen, die wir hatten, versuchten die Männer die Tore zusammen zu zurren.

Bingo. Nun gaben die Tore endlich Ruhe.

Ziege mit Zicklein

 

Die Tiere. Meine Ziegen. Ohjeh …

Die waren auf der Rückseite im alten Schweinestall …

Wir müssen die in Sicherheit bringen …

Es raste nur so in meinem Kopf …

Was tun …was zuerst …

Ich rannte schnell zum Nachbarn gegenüber.

„Jakob, können wir die Tiere bei dir unterstellen …?“

Jakob war der Dorfälteste und immer hilfsbereit. Bei ihm standen auch ein paar Pferde aus der Nachbarschaft unter. Vielleicht hatte er Platz.

„Das können wir wohl machen.“

Ich rannte zurück.

Die Ziegen dann rüberzubekommen war eine andere Sache. Die waren ja total verängstigt.

Wir nahmen Maikes Polo, packten etwas Stroh in den Kofferraum und hoben dann mit vereinten Kräften Operette und ihre Jungen hinein. Operette war eine klassische weiße deutsche Edelziege. Also nicht unbedingt leicht. Zudem wollte sie natürlich nicht so wie wir wollten.

Es klapperte überall. Steine flogen rum. In der Dunkelheit keine wirklich gute Situation, die wir mit unserem Vorhaben hatten.

Operette hatte eine ganz besondere Geschichte, aber das ist eine andere Geschichte.

Jakob hatte schon eine kleine Box für die Ziegen bei sich im Stall gebaut.

Nun waren sie in Sicherheit.

Mittlerweile war es stockduster, was den Sturm nicht sympathischer machte.

Man sah nix mehr. Beleuchtung hatten wir ja noch nicht auf dem Hof. Wir waren ja in der Bauphase.

Die Kieselsteine vom Hofplatz flogen senkrecht gegen die Fenster.

Die neuen Fenster…

Bitte mach, dass diese Nacht schnell zu Ende geht.

Überall klapperte es. Der Sturm pfiff ums Haus.

Noch waren das ja ungewohnte Geräusche für uns.

Schließlich waren wir Städter, die gerade mitten dabei waren, ihren Hof komplett zu sanieren.

Eine Riesenbaustelle, auf der sowieso schon überall Gefahren lauerten.

Einer solchen Situation waren wir jetzt ziemlich ausgeliefert.

Mit Reden und uns gegenseitig Mut zusprechen verbrachten wir die Nacht.

Am anderen Morgen war dann das ganze Desaster zu sehen.

Der Wind hatte sich Luft gemacht. Er war vorne in die Scheune reingegangen und konnte ja hinten nicht raus. Wir hatten in der Bauanfangsphase alles, was irgendwie drohte runter zu fallen und zur Gefahr zu werden, festgeschraubt. So eben auch die Heubodentore, die auf „halb acht“ hingen.

So suchte sich der Wind sein Ventil und hob im Dach ein paar Platten ab.

Was wir erst auf den zweiten Blick sahen: Der Wind war so mächtig, dass er den Dachstuhl der uralten Scheune in Bewegung gesetzt hatte. Der Ringbalken guckte jetzt ein gutes Stück über die Mauer.

Der Sturm war ein Orkan, hieß Erwin und hatte eine Stärke von 192 km/h.

Die Stürme kamen und gingen.

Ein paar Jahre hatten wir Ruhe bis uns 2013 dann der zweite Sturm erwischte.

Auch das erinner ich noch wie heute. Es war der 28.10.2013. Diesmal war es der  Orkan Christian.

Ich hatte im Café eine große Gesellschaft. Aus dem ganzen Kreis wollten Ausbilder der Hauswirtschaft bei uns tagen. Alles war vorbereitet.

Es gab eine Sturmwarnung.

Komisch, dachte ich mittags, es bewegt sich kein Blatt und wir sollen Sturm bekommen.

Dennoch war ich in Alarmbereitschaft.

Die ersten Äste flogen aus dem Baum. Gerade als ich dabei war, welche vom Weg aufzulesen, kamen Gäste.

Gehören Sie zu der Gruppe? Fragte ich.

Nein, wir sind nur Touristen.

Okay. Wir bekommen Sturm.

Sollen wir wieder gehen? Sie sehen gar nicht gut aus.

Scheinbar wechselte ich die Gesichtsfarbe von weiß auf grün.

Nein. Bleiben Sie nur, Sie sind eine gute Ablenkung.

Die Gäste genossen ihren Kuchen und den heißen Tee.

Beim Abschied riet ich Ihnen noch, sich in Sicherheit zu bringen, denn mittlerweile hatte der Wind ordentlich zugelegt.

Die ersten Ausbilderinnen kamen.

Völlig verwirrt. Ihnen war ein Gewächshaus auf der Straße entgegengekommen. Einen Augenblick später ging das Telefon.

Es wäre kein Durchkommen. Hinter ihnen und vor ihnen lagen die Bäume auf der Straße.

Es war eine chaotische Stimmung.

Jemand aus der Gruppe kam und sagte: Frau Janbeck, ihr Dach von der Scheune hebt ab.

Ich schaute raus und sah, wie die Bleche der Nordscheune hochkamen. Richtig hoch.

Was soll ich tun? Fragte ich. Bringen Sie sich in Sicherheit. Wir können nur warten, bis der Sturm sich gelegt hat.

Wieder kam der Sturm aus Westen und drückte voll auf den Giebel der Nordscheune.

Die nennen wir nur so, um den Gebäuden Namen zu geben. Zur Orientierung.

Mittlerweile war die ehemalige Scheuen ja ausgebaut zu Büro und Apartment (Kuhstall).

Jetzt sah ich die Dachplatten von der Scheune hochklappen. Nicht eine, viele.

Im Café hatten wir den Ofen angemacht und saßen zu acht um den großen Tisch.

Wie früher.

Völlig fremde Menschen.

Wir beruhigten uns gegenseitig und sprachen uns Mut zu.

Wir erzählten uns Geschichten.

Und wir aßen gemeinsam den Kuchen, den ich vorbereitet hatte und tranken Kaffee dazu.

Schließlich sollte der Tag noch lang werden.

Ich glaube, es war so 18 h als die ersten unruhig wurden und aufbrachen.

Der Wind draußen hatte sich etwas gelegt.

Am nächsten Tag zeigte unsere Bestandsaufnahme dann die ganzen unfassbaren Schäden.

Über dem Apartment Kuhstall fehlte das ganze Dach.

80 qm neues Blechdach lagen mitsamt den Balken dran hinten auf unserem Gelände.

Teilweise 10 cm in den Boden gerammt.

Wie gut, dass niemand zu Schaden gekommen ist.

Die Linde hatte etliche ihrer dicken Äste verloren. Wie schade. Ausgerechnet die, die ihr so eine schöne Struktur gaben. Auch der Ast, an dem wir die schöne Lichterkette zur Beleuchtung des Weges zum Café hängen hatten, war unter dem Druck des Windes abgebrochen.

Also los: sichern, was zu sichern ist und versuchen Handwerker zu bekommen.

Als erstes nahm Stephan sich dem Durcheinander aus Ästen an.

Schließlich hatten wir noch Hausgäste.

Die Dame, die den Kuhstall bewohnte, hatte ich ziemlich überreden müssen in das Doppelzimmer einzuziehen. Auch wenns nur für die eine Nacht war, bestand ich drauf.

Nun war ja ihr Abreisetag und sie musste ja irgendwie durch …

Dachdecker zu bekommen, zeigte sich als Herausforderung: Unser Haus und Hof Dachdecker hatte selber ein offenes Dach, war aber mit der Feuerwehr dabei, anderen Menschen zu helfen und Bäume wegzuräumen.

Der nächste Betrieb hatte nicht die richtigen Gerätschaften.

Man muss sich vorstellen: Der Dachstuhl ist im OG noch mal 8 Meter hoch und dort oben gab es nichts, woran man sich festhalten oder irgendeine Plane befestigen konnte. Alle Balken und Sparren waren weg.

Wir versuchten den Kuhstall zu schützen, wie es nur ging.

Oben drüber deckten wir den Boden der Scheune mit Planen aus. Stephan baute es so figgelinsch, dass das Regenwasser, was vom Himmel kam, mit Gefälle in eine Richtung lief.

Puh, ich weiß nicht, wie viele Eimer wir da zusammengeschaufelt und nach draußen transportiert haben. Aber Wasser sucht sich eben seinen Weg und kam dann nach ein paar Tagen eben doch im Kuhstall an. Kein Wunder, es regnete ja in einer Tour.

Tja, so fiel unser Jahresurlaub von 7 Tagen buchstäblich ins Wasser. Wer fährt schon in den Urlaub mit nem Loch im Dach?

Im Kuhstall selber hatten wir alles ausgeräumt.

Achtung, dachte ich bei den Vorüberlegungen:

  1. Wenn Wasser ins Büro eindringt, wohin können wir mit unserer Büroinfrastruktur umziehen?
  2. Wo können wir arbeiten?
  3. Wo gibt es Internetanschlüsse?
  4. Wo ist Platz?

Also nicht den Abstellraum beim Café mit allem zu bauen. Dahin können wir mit dem Büro hin ausweichen, falls dort auch noch Wasser eindringen sollte.

Die großen Schränke stellten wir in unsere private Diele (wo sie bis kurz vor Weihnachten blieben), den ganzen Kleinkram verstauten wir systematisch in der nicht benutzten Auszubildenden Wohnung.

Irgendwann kam ein Sachverständiger von der Versicherung, der ziemlich überrascht war, dass wir noch Plane im Baumarkt gefunden hatten, denn mittlerweile gab es so viele Schäden, dass keiner mit der Arbeit nachkam. Weder die Dachdecker, Versicherungsleute noch sonst wer.

Endlich fanden wir auch eine Dachdeckerfirma, die sich unseres Schadens annahm.

Hilflos standen die beiden älteren Dachdecker der Firma da: „Wo sollen wir denn da was festmachen? Wie kommen wir denn da hoch?

Wir stellten alles zur Verfügung, was wir hatten. Dazu gehörte auch ein schweres Baugerüst, dass man über zwei Etagen aufbauen konnte.

Irgendwann klappte es dann. Irgendwann hatten wir auch das richtige Blech oben auf dem Dach liegen-, erst war es in der falschen Farbe rauf aufs Dach transportiert worden. Von den Wartezeiten für die Bestellungen will ich mal gar nicht reden.

Wenn Murphy zuschlägt, dann eben richtig.

In der Zwischenzeit erwischte uns ein weiterer Sturm, der dann metallene Gerüstbohlen aus dem Gerüst riss und aufs nächste Dach beförderte.

Der nächste Schaden also. Diesmal hieß der Übeltäter Xaver.

Ich will jetzt gar nicht ausführen, was wir alles mit den Handwerkern erlebt haben.

Irgendwann hatten die Versicherungen jedenfalls gemerkt, was hier und auf anderen Baustellen abging.

Was daraus geworden ist …keine Ahnung.

Es ist eben nicht nur der Sachschaden. Die Erlebnisse mit den Versicherungen und Handwerkern könnten ein kleines Buch füllen.

Es ist eben auch Vertrauen, was da verspielt wird.

Und dann frage ich mich, wie es wohl in Zukunft werden soll.

Wenn niemand mehr aufs Dach gehen kann, weil er zu alt ist oder niemand mehr Lust hat, einen Handwerksberuf zu erlernen?

Wie wird es, wenn sich die Schäden häufen, weil es immer mehr Stürme und Starkregen gibt?

Wie lange können wir alle die Versicherungen noch bezahlen?

Was, wenn man ohne Versicherungen und Handwerker mit so einem Schaden dasteht?

Wann kapieren die Menschen eigentlich, was da mit dem Klimawandel auf uns zukommt?

Sie stecken mir eben in den Knochen, diese beiden Stürme.

Kein Wunder also, wenn ich nervös werde, oder?

Und während ich so schreibe, tobt der Sturm ums Haus, es pfeift durch Ritzen unseres alten Hauses und ich versuche mich zu beruhigen:

Diesmal sind es nur 110 km/h. Im Moment nur 96 km/h.

Bei den beiden anderen waren es um die 190 km/h.

Mittlerweile gibt es Nachrichten, dass Deiche in Arnis, Hasselberg und Schönhagen gebrochen sind. Unvorstelbar.

Der Regen peitscht jetzt richtig an die Fenster hinter mir.

Die Hausgäste sind wohlbehalten zu „Hause“.

Es wird noch eine anstrengende Nacht. Schlafen kann ich eh noch nicht.

Gut, dass ich den Blogbeitrag  noch fertig machen muss.

Ich danke allen Helfern da draußen, die sich jetzt in der Nacht um umgestürzte Bäume und Menschen kümmern.

Auch das wirft Fragen auf: werden in Zukunft immer genug Helfer da sein?

Trink Tee, lies ein Buch oder pack endlich deinen Notfallrucksack, denke ich mir.

Es hilft ja nix.

Ich muss abwarten bis morgen, wenn sich alles beruhigt hat und hoffen, dass zu den beiden Stürmen (Xaver hab ich jetzt mal nicht mitgezählt) nicht noch ein dritter kommt, der uns erwischt.

Kommt gut durch die Nacht

Uta

Update- 21.102023- 9.40h

Bei uns ist nichts passiert. Einige Minuten Stromausfall, den wir durch eine eigene Notstromversorgung ausgleichen konnten und ein paar runtergefallene Äste. Alle Bäume stehen noch. Wind hat nachgelassen. Kein Regen mehr.

Etliche Deiche sind über viele Kilometer gebrochen und die Helfer evakuieren Mensch und Tier.

Ehrenamtliche Helfer von Feuerwehr, Katastrophenschutz etc. haben sich die Nacht bei dem Sturm um die Ohren geschlagen um anderen zu helfen- Danke dafür!!! Am wenigsten können die jetzt noch Schaulustige gebrauchen. Wer helfen will schaut in die Social Media wo schon „Hilfsportale“ eingerichtet werden.

 

Update nach einer Woche:

Die Katastrophenschützer aus Schleswig Holstein haben die Deiche zum großen Teil notdürftig repariert und sind abgezogen. Nun hoffen wir hier, dass sie den nächsten Stürmen Stand halten. Hilfskonten für die Menschen sind gebildet, weil die Schäden, da Hochwasser, nicht versichert sind. Viele konnten immer noch nicht in ihre Häuser.

Die Geltinger Birk ist zu großen Teilen voll gelaufen. Dort hat man jetzt den Bruch vergrößert und hofft, dass das Wasser besser abfließen kann.

Wieder mal zeigt sich: es gibt ein Kompetenzgerangel. Wer ist eigentlich zuständig die Küste an der Ostsee zu schützen…? Und hätte man nicht schon viel früher Deiche verbessern müssen?

Es scheint uns in jeder Hinsicht noch lange zu beschäftigen diese Sturmflut.

 

Update am 22.12.2023:

Die Sturmschäden vom Oktober 2023 sind jetzt 2 Monate her und noch deutlich sichtbar.

Gestern Abend kam der nächste Strurm mit über 105 km/h. Zoran mit Wind aus Nord West hat an uns gerüttelt.

Es ist bei uns nix kaputt gegangen. Wir werden es üben müssen, es als Normalität zu sehen.

 

 

 

 

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Hand in Hand geht alles besser

Hand in Hand geht alles besser

​“Hand in Hand geht alles besser“ ein Satz, der mich seit meiner Kindheit begleitet. Vom Tapezieren bis zum Dacheindecken …. Früher war es bei uns nicht üblich, einen Handwerker zu beauftragen. Das Geld war eben knapp. So schaute man, wer was kann und fragte um Hilfe.

Schon in unserer Bauphase hier auf dem Hof durften wir die Kraft vieler fleißigen Hände und der Gemeinschaft erleben. Da waren die Helfer überwiegend Familienmitglieder.

Das war jetzt anders, weil jeder in verschiedenen Lebensphasen anders gefordert wird …

 

Unser erstes Helfer Wochenende mit anderen seit Langem…

Nun liegt unser erstes Helfer Wochenende eine Weile zurück.

Diesmal  war die Aufgabe, die Kläranlage wieder von wildem Bewuchs zu befreien.

Wir haben hier im Kreis die größte private Kläranlage. Die funktioniert fast von allein und das auch noch voll biologisch.

Feststoffe aus den Toiletten werden bei uns verkompostiert und wieder in den natürlichen Kreislauf als Dünger auf die Blumenbeete getan.

Die flüssigen Stoffe aus Waschmaschinen und Toiletten werden in die Schilfbeete gepumpt. Dort filtern Millionen von Bakterien, die an den Wurzeln der Pflanzen sitzen, das gebrauchte Wasser. So gefiltert hat das Ostseewasser Qualität und kommt bei uns in die Toilettenspülung.

Ich habe das schon mal hier veranschaulicht.

Jedenfalls hatte der Techniker bei der letzten Überprüfung angemerkt, dass sich die Ackerwinde in der Anlage breitgemacht hatte. Mit einem sehr besorgten Gesicht sagte er das. Oha!

Das Problem ist, dass die Winde zwar ganz nett aussieht. Aber mit ihren energischen Ausläufern umwickelt sie die Schilfpflanzen und zieht sie runter. Gut ist das nicht. So werden die Schilfpflanzen an ihrem Wachstum gehindert. Und die brauchen wir ja zwingend, weil sie der Lebensraum von den Bakterien sind.

Also musste die Winde weg.

Alleine wäre das einen Mammutaufgabe, die höchstens frustriert und wochenlang dauert.

„Hand in Hand geht das bestimmt besser“,… dachte ich mir

Wir nahmen den Besuch unserer Freunde Andrea und Frank zum Anlass und luden gleich ein paar mehr Freunde ein … und ganz ehrlich: Es fällt uns nicht so leicht, um Hilfe zu bitten.

Wir haben aber in Corona Zeiten erlebt, was für eine tolle Community wir rund um Janbeck*s FAIRhaus haben. Das machte Mut.

Also begann ich mit den Planungen:

  1. Ich sorgte also erst mal für die Planung wer, wo und wann hier übernachtet
  2. machte einen Essensplan
  3. schaute nach dem Einsatzplan der Mitarbeiter, die uns ja versorgen sollten
  4. plante die zu erledigenden Arbeiten
  5. überlegte welche Gerätschaften wir dafür draußen brauchten
  6. sorgte für ein kleines Rahmenprogramm

Mittags gings los. Die Aufgaben waren schnell aufgeteilt, so dass es für jeden passte.

Schilfbeet runterschneiden

Schnell war das Schilf mit der elektrischen Heckenschere abgeschnitten. Während Frank und Andrea alles zusammenharkten und die Winde mit rausrissen, kümmerten sich Anja und Dirk um das Schreddern der festen Halme. Das gibt einen super Dünger. Reines Phosphat. Ich bemühte mich schnell das eine und das andere mit Schubkarren wegzubringen. Mal auf unseren Komposthügel, mal unter den Apfelbaum.

Knapp zwei Stunden und das erste Beet war fertig.

Ein Pflanzenklärbeet ist fertig

Hand in Hand geht´s eben auch schneller

Da auch nur dort die Winde ihr Unwesen trieb, wollten Stephan und ich das zweite Beet ein anderes Mal machen. Das wird nicht so aufwendig werden. Zeit war jedenfalls noch die Fragen der Helfer zu beantworten und ausgiebig die Funktion des Systems zu erklären.

Erklärung am Kontrollschacht

Zum Kaffee quetschten wir uns dann alle zu Trümmertorte ins Gewächshaus. Ging. War zwar etwas eng, aber auch hier bewährte sich das System „Hand in Hand“. Was benötigt wurde, wurde einfach rumgereicht. Jeder kennt es. Viel Platz braucht man nicht für eine gemütliche Runde.

Frisch machen und dann gings ab in einen netten, entspannten Abend.

Am nächsten Morgen haben wir dann alle zusammen erstmal die Gegend erkundet. Eine schöne Runde an unserem Lieblingsstrand, durch den Wald und zwischen den Feldern. Wunderschön und herrlich entspannend für alle. Und das Wetter war ´ne Wucht. Wie ein schöner Urlaubstag. Fein.

Mittag mit ganz selbst gemachtem Schokopudding zum Nachtisch. Lecker.

Dann konnte ich mal mein kleines Wissen über SEO und WordPress weiter geben und mich bei Andrea etwas revanchieren.

Ein Besuch bei Maike in Falshöft in ihrem Blumenladen durfte auch nicht fehlen. Dann noch ein kleiner Verdauungsspaziergang …. das Wochenende war intensiv und wie immer etwas zu kurz.

Geschafft haben wir ´ne Menge und erzählt noch viel mehr. Danke euch dafür.

Schön war´s so zusammen

 

Das war schon ein gutes Training für unsere große Pflanzaktion mit den Heckenrettern.

Irgendwie habe ich ja immer die Idee, es hier noch schöner und besser für die Umwelt zu machen.

Über Silvia von der Stiftung Naturschutz hatte ich ein paar Adressen und Themen bekommen.

Die Heckenretter waren eine der Adressen. Wie das Auswahlverfahren zustande kam, könnt ihr hier nachlesen.

Also: 170 Meter Knick sollten bepflanzt werden.

Den Wall hatten wir ja schon vor Langem aufarbeiten lassen, nur so richtig wachsen wollte da nichts.

Nun sollten 240 Sträucher und 100 Bäume in zwei Reihen auf den Knick.

Was für eine Aktion, wenn man alleine davor stehen würde

Aber wir haben alle getrommelt und in allen möglichen Kanälen von unserer Aktion erzählt.

Zusammengekommen sind dann ganz schön viele.

Früh morgens ging’s an einem Samstag los. Schnell wurde das Zelt aufgebaut für die kleine Pause mit Heißgetränken zwischendurch.

Einweisung zur Pflanzaktion

Nach einer Begrüßung und Vorstellung der Heckenretter bekam jeder einen Zettel in die Hand.

Zettel mit der Strauchbeschreibung

Dazu gab es eine Einweisung worauf beim Pflanzen zu achten war.

Der Knick war gut vorbereitet und in Abschnitte eingeteilt. Auf dem Boden waren bunte Punkte für die Zuordnung der entsprechenden Pflanzen. Gepflanzt wurde bis auf die Bäume immer in Gruppen von 3 bei den Pioniergehölzen und 10 bei den Sträuchern.

Kornelkirschen, Sanddorn, Weißdorn, Stieleichen, Buchen, Vogelkirschen, Gemeiner Schneeball, Hasel, Schlehen, Wildbirnen…

Hand in Hand für mehr Biodiversität

Kaum zu glauben, aber wir waren trotz eisigem Wind- oder gerade deswegen- schon um 12h fertig.

Im Café hatten Johanna und Kira schon alles vorbereitet:

Heiße Kartoffelsuppe, warme Getränke und… natürlich selbst gemachter Schokopudding. Bis auf die Schokolade alles schön regional.

Was für eine nette Runde. Überall wurde sich fleißig unterhalten.

Alex nutzte dann noch die Chance, unseren Knick zu erklären:

  1. warum wir diese Pflanzen ausgesucht haben
  2. welche Tiere sich dann wahrscheinlich irgendwann darin aufhalten werden
  3. und wofür speziell diese Pflanzen gut sind.

Dann gings noch mal in die Kälte. Gut, dass wir das meiste schon erledigt hatten.

Hand in Hand wurde dick Stroh als Mulchmaterial ausgebracht um den Beiwuchs zu unterdrücken.

Mit Schafwolle wurden die Sträucher umwickelt. Eigentlich eher verziert.

Normalerweise hätte man einen Wildzaun aufgebaut, aber das haben Stephan und ich kategorisch abgelehnt. Nach etwa 10 Jahren soll man den entsorgen, aber dann ist alles schon so verwachsen, dass man höchstwahrscheinlich nur Teile wieder rausbekommt. Am Rest fanden wir, ist die Verletzungsgefahr für Tiere viel zu groß.

Also hoffen wir, dass das Wild unsere mit Schafwolle dekorierten Pflanzen so lange es geht in Ruhe lässt und sie gut anwachsen.

Knickpflanzen im Winter

Alle waren schon geübt und so ging das Aufräumen auch ganz selbstversändlich Hand in Hand

Da der Wind uns einen kleinen Streich spielte gings zur Abschlussrunde mit Fliederbeerpunsch, gemischt mit heißem Apfelsaft von den Genusswerken, und Streuselkuchen ins Café.

Jeder der Anwesenden sollte sagen, was er mit nimmt. Es waren bewegenden Worte. Hand in Hand an so einem Projekt mit Fremden  mitzuwirken, hat man ja auch nicht jeden Tag.

Auf den Punkt gebracht was alle bewegt hat: Gemeinschaft

 

Fazit:

  1. Trau dich zu fragen.
  2. Netzwerken ist toll.
  3. Hand in Hand geht alles besser.
  4. Wir haben eine tolle Community!
  5. Man lernt nie aus!

Danke an alle Freiwilligen, die uns unterstützt haben.

Die Bekannten und die Unbekannten.

Wir freuen uns über so viel Einsatz für noch mehr Biodiversität bei uns.

Danke auch an die vielen Spender, die das möglich gemacht haben, die kleinen und die großen. Besonders erwähnen möchte ich hier Ben Förtsch vom Hotel Luise, Volker und seine Frau aus Kiel, den BNW-Bund für Nachhaltige Wirtschaft, Elektro Zanzinger , Helmut und Susanne, Sabine und Klaus und viele, viele andere.

Ein Dank geht natürlich auch an den Naturschutzverein Obere Treene und die Heckenretter.

Uns macht es Hoffnung für nächste Projekte und überhaupt.

Wer weiß, vielleicht gibt es schon bald wieder so ein Helferwochenende.

Viel Grüße aus Janbeck*s FAIRhaus

Uta

Wie schön, dass Christiane Hermann dabei war und einen Artikel im Bauernblatt SH über unsere Pflanzaktion veröffentlicht hat.

Danke dafür!

Natur pur und ein Knick- unsere Ökoinsel wird geschlossen

Natur pur und ein Knick- unsere Ökoinsel wird geschlossen

Was bedeutet das denn schon wieder? Natur pur und ein Knick- unsere Ökoinsel wird geschlossen?

Keine Sorge, es geht nur um unsere Wildnis hinterm Haus und mehr Biodiversität.

Und: Natur erleben und was das bei uns bedeutet.

Rund um unsere kleine Ökoinsel gibt es viel Natur zu entdecken: ob an der Ostsee, der Geltinger Birk oder im Naturpark Schlei.

Die Möglichkeiten sind vielfältig. Von Baumriesen, Steilküsten, Mooren, Wildpferden, Schweinswalen oder den Adlern.

Natur…was ist das eigentlich? Was bedeutet Natur pur, wie man so schön sagt?

Bei uns fängt es mit dem vermeintlichen „Unkraut“ schon am Parkplatz an. Früher hab ich mir „einen Kopf gemacht“, wenn Cafégäste schon dort umgedreht sind. Heute weiß ich: es war besser so. Schließlich kann und will ich ihnen nicht „gerecht werden“.

Wir arbeiten nun mal ohne Spritzmittel oder chemische Dünger. Einfach natürlich.

„Iss was bei dir wächst und du wirst das „Unkraut“ mit anderen Augen sehen“ hatte ich mal irgendwo gelesen. Stimmt!

Seitdem gehe ich sehr wachsam durch unseren Garten und die Wildnis hinterm Haus. Hier etwas Giersch, da Brennnesseln… zurzeit ernte ich gerade die Beeren vom Weißdorn und die Hagebutten. Kennt ihr schwarze Hagebutten? Die von der Bibernelle Rose sind so dunkel und geben einen leckeren Saft. Aber beim Pflücken gibts erst mal gefärbte Finger und Dornen. Natur pur eben, die wehrt sich.

Herrlich die Frühstücksgäste mit unseren leckeren wilden Säften und den besonderen Aufstrichen zu verwöhnen.
Schnell sind wir dann im Gespräch, was man alles so ernten und essen kann. Wie man seine Schätze aus der Natur verarbeitet. Über Geschmack und Rezepte und wo man sie findet.

Für mich ist unsere Wildnis ein besonderes Geschenk.

Klar war es betriebswirtschaftlicher Wahnsinn, die Fläche vor mehr als 10 Jahren einfach so der Natur zu überlassen und schauen, was da so passiert. Schließlich wird gutes Ackerland noch bei den Banken anders bewertet als Brachflächen. Ich denke dann immer: mal sehen, wie lange das noch so bleibt.

Wir versiegeln in Deutschland viel zu viel Fläche. Umwidmung nennt man das.

Fläche, die der Natur verloren geht.

Vielleicht kommt irgendwann der Punkt, wenn Flächen nicht mehr gut bewirtschaftet werden können. Oder wenn es rundherum kaum noch Rückzugsmöglichkeiten für Tiere und Pflanzen gibt. Möglich, dass eine Fläche wie unsere dann anders bewertet wird.

Vielleicht wird es dann eine Werteverschiebung geben.

Egal. Wir finden es jetzt sinnvoll und wertvoll, Natur zu erleben und daraus immer neue Produkte zu generieren. Das Schönste dabei ist, dass es eigentlich ohne unser Tun immer schöner wird. Wir lassen die Natur machen und gehen nur ernten. Dabei den Vögeln zuhören oder neue Wege im Dickicht zu entdecken.
Hier ein Versteck, da ein Loch und dort eine Spur… für mich ist das Natur pur.

Bei uns braucht man dazu nicht weit gehen. Es ist einfach hinterm Haus. Was für ein Luxus.

Unsere eigene Insel. Eine Ökoinsel.

Hier kann man Natur hautnah erleben: traurig, wenn der Teich wieder trocken gefallen ist, weil´s zu wenig Regen gab – den 5. Sommer hintereinander.

Dort liegen Federn und da vielleicht sogar Knochen. So ist Natur. Eben manchmal brutal. So wird man damit immer wieder konfrontiert, dass alles seine zwei Seiten hat.

Rein zufällig waren unsere 4 ha übrigens entstanden. Eigentlich hätten wir 12 ha kaufen können, damals 2002 mit dem Hof.

Unvorstellbar für einen Städter.

Lageplan

Was sollen wir denn mit so viel Land? Also zogen wir eine Linie von Knick zu Knick, da wo sowieso das Gelände versprang. So erhielten wir ein 40.000 qm großes, ziemlich quadratisches Gelände direkt hinterm Haus.

Übrigens mussten wir damals Amt für ländliche Räume erklären, was wir mit der Fläche vorhaben. Es handelt sich schließlich um eine landwirtschaftliche Fläche, die nicht bebaut werden soll. Daraus ist die Zeichnung oben entstanden.

Vorne die Hofanlage und dahinter die 40.000 qm. Ich vergess immer wie viele Fußballfelder es umgerechnet sind. Egal.

Seit 2010 hat dort die Natur das Sagen. Es darf wachsen, wie es will. Auch vielleicht die ein oder andere invasive Art, die manchem Naturschützer ein Dorn im Auge ist. Ich denke da an die armenische Brombeere. Aber ich denke, auch das wird sich regeln. Sobald die Bäume hoch genug sind, verschwinden die Brombeeren. Die Natur wird es richten.

Nur der Wall, der diese Verbindung von einem Knick zum anderen Knick schafft, will seit Jahren einfach nicht recht in Gang kommen. Während auf der Fläche schon alles Mögliche an Bäumchen und Sträuchern wächst, passiert dort so gut wie nix. On y soi qui mal i pense. Ich denke, es liegt an der Drift vom Nachbarfeld.

Immer auf der Suche nach Ideen, wie wir die Fläche noch verbessern können, kamen da so einige Ideen hoch: Zauneidechsen auswildern oder Blühwiesen anlegen, zum Beispiel. Das sind gerade zwei Projekte, die in Schleswig Holstein über die Stiftung Naturschutz forciert werden. Ich hatte von beiden Projekten die Fachleute da und was soll ich sagen: Unsere Fläche ist für die Zauneidechsen ohne großen (für mich zu großen) Aufwand nicht geeignet. Mit den Blühwiesen klappt´s  auch nicht so wirklich. Aber das liegt daran, dass hier schon so viel Wiesenpflanzen wachsen.

Ist ja auch irgendwie schön zu hören, dass man schon was Gutes für die Natur bewirkt hat.

Irgendwann habe ich dann von den Heckenrettern gehört.

Hm, die Idee, Heckenfrüchte zu verarbeiten und dann vielleicht sogar als Eis im Café zu verkaufen, gefiel mir. So nahm ich Kontakt mit dem Verein, der in Hamburg seinen Sitz hat, auf. Klar hatte ich mich vorher schlau gemacht und recherchiert. Ich glaube es war sogar Hans von den Ökomelkburen, der mich drauf gebracht hatte. Stimmt, dort hatten wir das Eis probiert. Bei ihm in Lentföhrden haben sie im letzten Jahr auch so einen Knick aufgesetzt.

Die Idee der Heckenretter ist, dass man mit Hecken mehr für die Natur tun kann, als wenn man nur Bäume pflanzt. Hecken sind einfach schneller dicht, bieten Unterschlupf für allerlei Getier. Außerdem sind sie schnell große CO2 Speicher, weil sie schnell und viel Blattwerk entwickeln.

Auch in ihrem Wurzelwerk speichern sie viel CO2.
Sie brechen den Wind und mildern das Klima.
Spannend.

Da ich ja ständig den Betrieb weiter entwickeln möchte- in alle nachhaltigen Richtungen- scheint mir das eine gute Idee.

Wir schließen den Raum unserer Ökoinsel. Wir bauen einfach einen natürlichen Zaun aus Büschen.

170 Meter Knick werden wir jetzt aufsetzen. Im Dezember solls losgehen.

Etwas Geld muss ich noch zusammensammeln für die Pflanzen. (Dank großzügiger Spender ist das erledigt)
Was ich total gut finde, war, dass Alex von den Heckenrettern sich intensiv mit uns und dem Gelände auseinandergesetzt hat. Sie hat sich alles genau angeschaut und unsere Wünsche berücksichtigt.

Hier gefragt, da erklärt.

So möchte ich zum Beispiel möglichst viele Früchte daraus ernten. Stephan denkt dann schon an die Energiekrise und möchte später Holz daraus ernten. Das wird zwar noch etwas dauern, aber auch das ist wichtig für einen Knick: Ein Knick soll dicht sein damit er für die Tierwelt attraktiv ist und seinen Zweck erfüllen kann. Also muss man ihn alle 10-15 Jahre „runter nehmen“.
Sprich alle Büsche müssen geknickt werden. Die Bäume lässt man als „Überhälter“ alle paar Meter stehen. Früher hat man beim Knicken die Äste runtergebogen und in die Erde gedrückt, damit sie neu bewurzeln. Heute wird das selten noch so gemacht.

Wenn ´s gut gemacht wird, werden die Sträucher runter geschnitten und nicht abgesäbelt.

Nebenbei: Knicks sind übrigens typisch und einzigartig für Schleswig Holstein. Weil das so ist, hat man sie als immaterielles Weltkulturerbe bei der Unesco angemeldet. Mal sehen, ob das klappt.

Bis zum Ernten ist es ja noch Zeit.
Erst mal müssen jetzt die Pflanzen auf den Wall.
Das wird bestimmt eine anstrengende Geschichte. Glücklicherweise brauchen wir uns nur um die Verpflegung und Unterkunft zu kümmern. Den Rest organisiert Alex mit den Heckenrettern. Übrigens kann sie immer Freiwillige für so eine Pflanzaktion gebrauchen. Manchmal machen auch Firmen daraus ein Teamevent. Auch cool.

Also auf geht´s zu noch mehr Biodiversität und Natur pur bei uns.

Mit 240 Sträuchern
100 Bäumen

Für Vögel und Insekten. Und vielleicht auch für allerlei andere Tiere.

Letztendlich werden so laut den Berechnungen von Alex 23 Tonnen CO2 gebunden. Im Boden und in der Luft.

Schön dabei zu helfen.

Schade, dass diese Aktion wohl nicht auf unser eigenes „CO2 Minderungs Konto“ einzahlt. Wir lassen ja für unseren Betrieb den CO2 Fußabdruck berechnen und kompensieren den kleinen Rest dann in Projekten. Dazu haben wir uns als Klima Hotel verpflichtet. Wir sehen das als Investition woanders. Damit unsere Maßnahmen für uns gewertet werden könnten, müssten wir das zertifizieren lassen. Das ist mit einem hohen Aufwand und hohen Kosten verbunden ist. Dieses Prozedere ist uns einfach zu aufwendig. Fordert unser Betrieb an sich ja schon genug Bürokratie.

An ein Ökokonto haben wir auch mal gedacht. Aber auch das ist nicht unsere Welt.

Machen wir´s eben für uns, unsere ideellen Werte und die Umwelt.

Genießen wir unsere Ökoinsel.

Übrigens um unsere Natur ganz pur zu erleben, haben wir einige Inseln in unserer kleinen Ökoinsel, die wir freihalten von Sträuchern. Kleine Lichtungen sozusagen. Die waren von alleine entstanden und wir haben sie einfach weiter kurz gehalten.

Hier werden wir im nächsten Jahr unser handgemachtes Frühstück anbieten. Da gibt es dann sozusagen die Wildnis auf dem Tisch im Wildniszimmer.

Natur pur zum Genießen in jeder Beziehung.

Wer Lust hat, das mal auszuprobieren, schaut einfach bei den Terminen und reserviert sich dann einen Tisch.

Und wer mehr wissen will zu unserer Pflanzaktion, meldet sich einfach direkt bei uns.

Ich freu mich schon drauf und hoffe, dass das Wetter einigermaßen mitspielt. Drückt mal die Daumen.

Viele Grüße

Uta aus Janbeck*s FAIRhaus

 

 

Lust zu helfen? Hier geht´s zur Anmeldung→
Meine Wildnis, mein Rückzugsort, mein Versteck

Meine Wildnis, mein Rückzugsort, mein Versteck

Meine Wildnis, mein Rückzugort, mein Versteck

…mein unübertroffener Lieblingsort ist meine Wildnis hinterm Haus. Wer mich mal sucht wird mich da finden…oder auch nicht- grins.

Irgendwann war ich mal auf Gartentour in Südengland. Die Landschaftsgärten von Christopher Lloyd, der Kiesgarten von Beth Chatto und ein Kräutergarten, bei dem um alte Mauern ein kleines wildes Versteck führte, sind mir nicht aus dem Kopf gegangen.

 Als wir 2002 hier her kamen und die 40.000qm mit übernahmen machte ich dann mal einen Plan vom Gelände, wie ich mir das mal vorstellte…außerdem mußten wir als Käufer dem Amt für ländliche Räume darlegen was wir mit dem Gelände vor hatten. Man möchte verhindern, dass alles zugebaut wird. Ich habe also ein großes Blatt genommen und mal aufgemalt, wie ich mir das so vorstellte. In der Mitte Weidefläche und rundherum Wiesen, Tunnel aus Haselnüssen- in England Nuttery genannt, aus er man Ruten für Stützen und Absperrungen schneidet, und Rondeele mit Sitzplätzen in der Wiese. Alles so zusammengewürfelt wie ich es auf der Gartenreise gesehen hatte.

Übersicht über das Gelände

 

Und jetzt ist alles viel besser geworden, als ich mir das ausgemalt hatte.

Meine Wildnis. Mein Rückzugsort. Mein Versteck. 

Wahnsinn, was da seitdem wir 2010 beschlossen hatten die Fläche nicht mehr bewirtschaften zu lassen, entstanden ist. Wir hatten wegen der ganzen Baumaßnahmen gar keine Zeit uns zu kümmern und fanden es auch spannend, was wohl passiert.

Erst kam die Kamille, dann die Disteln. Grad so, wie es die Natur gut findet. Hier ein paar Birken, da einige Erlen und ganz viel Brombeergestrüp. Keinen einzigen Baum oder Busch haben wir gepflanzt. Es regelt sich alles von alleine. Wenn die Brombeeren kein Licht mehr bekommen verschwinden sie wieder und suchen sich einen anderen Platz.

Es blüht und wächst, wie es will.

Es darf sich aussäen was will. Sogar das ungeliebte Jakobskreuzkraut. Wobei wir das ordentlich im Auge behalten. Aber auch hier beobachten wir fasziniert, wie die Natur das regelt: Im Juni flattern abends die wunderschönen, knatschroten Schmetterlinge umher. Blutbären genannt. 

Blutrot und bärenstark? Vielleicht.

Ein roter Schmetterling

 

Der Blutbär fliegt die gelben Blüten des Jakobskreuzkrautes an und legt dort seine Eier ab. Irgendwann kommen dann die Signalorangen Raupen. Wegen der schwarzen Streifen auch Janoschraupen genannt. Massen von Raupen sind mittlerweile bei uns zu beobachten, die die ungeliebten Pflanzen kaputt fressen. Irgendwann sind die Raupen wieder weg. Verschwinden in der Erde um im nächsten Jahr als kleiner roter Schmetterling wieder aufzutauchen. Dann beginnt alles von vorn, bis das Jakobskreuzkraut erledigt ist.

Kleine Raupen des Blutbären fressen das Jakobskreuzkraut

Ich wander zwar das ganze Jahr durch meine Wildnis. Immer wenn ich etwas Ruhe und Abstand brauche. Es trifft mal mehr mal weniger zu, dass meine Wildnis mein Rückzugsort und auch mein Versteck ist.

Richtig anfangen tut meine Erkundungstour aber immer im Frühjahr, sobald die Erde auftaut und alles zu sprießen beginnt. Dann laufe ich begeistert durch das Gestrüpp und versuche alles bildlich festzuhalten, was sich aus dem Winterschlaf traut.

Knospen, Blüten und erste Blüten.

Huflattich

 

Ich höre die Vögel, für die die Wildnis das reinste Paradies ist.

Eine Insel in der landwirtschaftlich geprägten Umgebung, wo die Knicks keinen wirklichen Schutz mehr bieten, so zurechtgestutzt sind sie.

Eine Oase, in der sich Mensch und Tier gut verstecken kann.

Ein Reh traut sich nahe ans Haus

 

 Sogar die Robustrinder, Galloways, die bei uns von April bis Oktober zu Gast sind. Manchmal sind sie kaum zu finden. Kein Wunder, bei dem Tunnel und Gängesystem das sie angelegt haben. Die Rinder sollen die Wildnis in Schach halten und das tun sie auch. Sie nagen hier etwas Rinde, drücken da einen Baum weg und sorgen an anderer Stelle für eine neue Lichtung. Jedes Jahr wird es schöner. Das verzweigte Labyrinth und Wegesystem wird durch jede neue Gruppe Rinder erweitert.

Herrlich sich hier zu verlieren. Immer Neues gibt es zu entdecken. Immer neue Pflanzen und Tiere zu fotografieren. Ständig gibt es etwas zu ernten. Von Blüten des Löwenzahn, den frischen Birkenblättern bis zu den Brombeeren. Und was wir nicht ernten, ernten die Tiere.

Zwei Drittel für den Mensch, ein Drittel für die Natur. So hab ich es gelernt.

Alles ist alleine gekommen:

  • die Rehe und das Dammwild
  • wilde Blumen
  • Insekten und Schmetterlinge
  • Bäume und Sträucher
  • die Frösche im Teich oder im hohen Gras
  • Kiebitze, die man nur an ihrem Ruf erkennt und die sich sonst versteckt halten.

Was ich nicht so toll finde, dass der zweite Teich eigentlich fast nie Wasser hat, weil die Teiche einfach trocken fallen dürfen, das finden die Kiebitze toll. Sie haben genau den Lebensraum, den sie brauchen: eine feuchte Wiese.

Der zweite Teich ist eher ein Feuchtbiotop

 

Ich wünschte mir hier ein Versteck oder einen Hochsitz, auf dem ich noch mehr beobachten könnte.

Manchmal könnte ich stundenlang am Teich sitzen und schauen wer vorbei kommt. Die hübschen Libellen am Teich. Schillernd, unruhig flatternd, dicht über dem Wasser. Ganz kleine und die großen, die fast aussehen, wie kleine Hubschrauber. Oder die Schwalben, die die vielen Insekten direkt über der Wasseroberfläche fangen. Mit faszinierender Geschwindigkeit sind die unterwegs.

Pause am Teich um Schwalben zu beobachten

 

Wenn die Frösche dann im Sommer so richtig aktiv sind, kann man sie schon hören wenn man sich dem Teich nähert. Zwei Minuten zuhören und jeder hat etwas zu lachen.

Jetzt im Herbst ist es ruhiger geworden. Die Rinder sind wieder weg und ich kann meine Wildnis nach und nach besser erkunden. Kahler werdende Büsche geben den Blick frei, zeigen neue Ecken und verwunschene Wege. 

Jetzt wo die Fläche wieder frei ist kommen sie auch wieder: die Fasane, die Rehe, das Dammwild. Sonst sind sie zwar auch mal da, aber jetzt kommen sie im Rudel.

Ein ganzes Rudel Dammwild

 

Und wenn es wieder knackig kalt wird, der Teich zugefroren ist und alles mit Eiskristallen glitzert, dann haben die Tiere hier einen immer noch reich gedeckten Tisch mit Samen und letzten Beeren. 

Teich im Winter

 

Ein schöner Rückzugsort. Zu jeder Jahreszeit. Für mich, für uns und auch für unsere Hausgäste.

Die, die die Natur hier wertschätzen fühlen sich hier willkommen. Herrlich sie beim Ernten der Beeren für das Frühstücksmüsli zu beobachten. Ihnen zu begegnen, wenn sie an einem lauen Sommerabend mit leeren Weingläsern von der Bank am Teich kommen. Oder wenn Erwachsene sich wie in ihrere Kindheit wieder auf Schnitzeljagd durch unsere Wildnis gehen.

Das ist es dann, was dann wirklich ein gutes Gefühl macht wenn wir sagen wir arbeiten hier klimapositiv. Nur mit Bäume pflanzen als Ausgleich ist es für uns nicht getan….

Ich geh dann mal wieder in meine Wildnis Natur erleben und genießen.

Viele Grüße aus meiner Wildnis, meinem Rückzugsort, meinem Versteck.

Uta